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Bridge of Friendship - Tag 4: Das erste Fundament

Während im Hindergrund das Fundament der Nordpylone ausgerichtet wird, schält die kleine Tanja Rinde von einem Stamm.Während im Hindergrund das Fundament der Nordpylone ausgerichtet wird, schält die kleine Tanja Rinde von einem Stamm.Ein Strigun-Käfer sonnt sich auf einer abgelegten Jacke.Ein Strigun-Käfer sonnt sich auf einer abgelegten Jacke.
08.07.06: Der Tag begann, wie der Tag zuvor. Das Wecken der Truppe erforderte einiges an Nachdruck. Es war ein Samstag. Wir hatten uns darauf geeinigt, unsere ersten zwei freien Tage zu nehmen, wenn wir einen sichtbaren Teil der Arbeiten fertig hätten. Das sollte die Fertigstellung beider Fundamente sein.

Im Verlauf der Zeit bildete sich eine Arbeitsteilung heraus, die zwar einerseits aufgrund der Zeitknappheit optimal war, andererseits dem einen Teil die anspruchsvolleren Arbeiten und dem anderen Teil die stupiden Arbeiten zuteil werden ließ. Vor allem die Mädchen schälten Rinde von den Baumstämmen, schleppten Sand und Kiesel zum Verfüllen und flochten die Seilschlaufen.

Egor und Sascha waren die Kraftmeier. Sie fällten Bäume, schleppten sie aus dem Wald oder hoben die Gruben aus. Christian war vor allem auf handwerklich anspruchsvolle Arbeiten spezialisiert, leitete an und beriet mit mir die Probleme und Lösungen. Regina bewirtschaftete das Camp, wobei ihr reihum jeden Tag jemand anderes als Küchenhilfe zugeteilt wurde.

Da ich ständig hin und her gerissen wurde zwischen dem Beaufsichtigen und Anleiten, aber auch Arbeiten, die ich selbst ausführen musste, war Oliver als Assistent sehr hilfreich. Hilfsarbeiten, ohne die es nicht weitergegangen wäre, erledigte er zuverlässig.

Am Ende dieses Tages war auch das zweite Fundament fertig und und der Mast der erster Tragekonstruktion war aufgestellt. Damit hätten wir uns die ersten zwei freien Tage gönnen dürfen. Da wir aber noch keine fünf Arbeitstage am Stück absolviert hatten, schlug ich vor, noch einen weiteren Tag zu arbeiten und eine Tragekonstruktion fertig zu stellen. Die weiteren Aufwände ließen sich danach viel besser abschätzen - war meine Argumentation. Mit mehr oder weniger großer Begeisterung wurde der Vorschlag akzeptiert.

Der erste Pfosten der Nordpylone steht im Abendrot.Der erste Pfosten der Nordpylone steht im Abendrot.Sonnenuntergang - Der rote Feuerball versinkt hinter dem Kamm des Baikalgebirges am Westufer des Sees.Sonnenuntergang - Der rote Feuerball versinkt hinter dem Kamm des Baikalgebirges am Westufer des Sees.
Ich spürte, dass nicht alle in gleicher Weise eine Begeisterung für das Projekt entwickelten. Vermutlich konnten sich die meisten das Ergebnis nicht wirklich vorstellen und die gleichzeitig recht eng vorgegebenen Arbeitsabläufe begeisterten sie nicht wirklich. Vor allem bei der großen Tanja, die ja offiziell als Brigadierin eingesetzt war, waren die Zweifel offenkundig. Eine nicht ungefährliche Entwicklung, wenn eine verantwortliche Person in einen offenkundigen Konflikt mit einem anderen Verantwortlichen tritt. Allerdings hatte sie keine Lösungsalternativen für das Projekt, so dass es bei einer mehr oder weniger offenkundig zur Schau getragenen Lustlosigkeit blieb.

Auch Oliver entgingen diese Befindlichkeiten nicht. Im war auch deutlich anzusehen, dass er die Rolle, welche Olga zunehmend einnahm missbilligte. Ihr Desinteresse am Projekt war offensichtlich. Sie schien eigene Vorstellungen davon zu haben, wie sie die Zeit verbringen würde. Doch noch äußerte ich mich nicht dazu, obwohl ich ebenfalls ein etwas vorbildhafteres und motivierendes Auftreten der immerhin Zweitältesten in der Truppe erwartet hätte.

Beim allabendlichen Besuch der Thermalquellen lockerten wir im heißen Wasser wieder etwas auf und der Anblick des ersten Pfostens im Abendrot, ganz ohne das hektische Getümmel vermittelte das Gefühl, dass wir es schaffen würden. Die abendliche Ruhe am verlassenen Bauplatz hatte vor dem Hintergrund eines traumhaften Sonnenunterganges sogar etwas unheimlich Romantisches.

Bridge of Friendship - Tag 3: Die Arbeiten beginnen

Erläuterung der Konstruktion mit hilfe eines Models aus Hölzchen im Sand.Erläuterung der Konstruktion mit hilfe eines Models aus Hölzchen im Sand.In der Mittagspause brauchten wir nur ein paar hundert Meter den Strand entlang zu laufen, um an den gedeckten Mittagstisch zu gelangen.In der Mittagspause brauchten wir nur ein paar hundert Meter den Strand entlang zu laufen, um an den gedeckten Mittagstisch zu gelangen.Am Abend war Enspannung in den Dünen angesagt.Am Abend war Enspannung in den Dünen angesagt.
07.07.06: Der Tag begann, wie von nun an jeder Arbeitstag beginnen würde, nämlich damit, dass Regina und ich aufstanden, Feuer machten, Wasser für Tee und Kascha aufsetzten und etwa gegen acht Uhr den Rest der Truppe weckten. Dar Tisch war bereits gedeckt. Gegen neun war das Frühstück beendet und bis auf den Küchendienst bewegte sich die Truppe zum Baufeld.

Jetzt begann die eigentliche Herausforderung. Die bestand darin, alle gleichzeitig zu beschäftigen. Ich hatte keine Ahnung wie schwierig das noch werden sollte, denn kaum einer, ach was, überhaupt niemand war ein Profi für solche Arbeiten und kaum einer hatte das Projekt im Detail erfasst. Zu meinem großen Glück erwies sich Christian als riesige Hilfe beim Anleiten anderer für verschiedenste Arbeiten, ein echter Ko-Bauleiter.

Um zu veranschaulichen, wie sich die Arbeiten über die Tage verteilten und wie straff doch die Planung angesichts der wenigen Zeit war, empfehle ich, meine Präsentation Bridge Building Story" anzuschauen. Aber so anspruchsvoll, wie die Aufgabe technisch und technologisch auch sein mochte, es war längst noch nicht alles, was es an Herausforderungen zu bewältigen gab.

Das Schwierigste für mich war immer wieder, die verschiedenen notwendigen Arbeiten breit zu verteilen und parallel durchführen zu lassen. Es ist eine echte Herausforderung, eine Gruppe Jugendlicher dabei permanent anzuleiten und zu motivieren und ich meine, ich bin diese Herausforderung nur teilweise gerecht geworden.

Bevor wir zum Bauplatz gingen, erläuterte ich die Konstruktion anhand eines Minimodels aus kleinen Hölzern, die ich mir aus Zweigen herausbrach. Im Sand neben unserer Picknicklounge baute ich das Brückenmodell auf und versuchte, die Bauphasen zu erklären. Anfangs schien nur Christian wirklich zu erfassen, was ich erzählte.

Der Küchendienst beim Geschirr spülen am Steg.Der Küchendienst beim Geschirr spülen am Steg.Die Zelte unseres Camps waren in der heideartigen Taiga zwischen den Bäumen verstreut.Die Zelte unseres Camps waren in der heideartigen Taiga zwischen den Bäumen verstreut.Aber zu den Dünen, von wo aus dieses Foto entstand, waren es nur ein paar Schritte.Aber zu den Dünen, von wo aus dieses Foto entstand, waren es nur ein paar Schritte.
An diesem ersten echten Arbeitstag ebneten wir die Baufelder für beide Fundamente ein, besorgten passende Baumstämme für Grund- und Sattelbalken, schälten sie und schnitten die Stämme für das erste Fundament zurecht. Nach dem Anpassen und Ausklinken beendeten wir den ersten Arbeitstag mit der Fertigstellung des ersten Fundaments.

Das Gute an diesem Projekt war, dass es keine weiten Wege gab. zum Mittagessen konnten wir immer schnell zum Camp gehen und uns dort vom Küchendienst bewirten lassen. Wir hatten uns wieder darauf verständigt, dass Regina das Regiment über die Vorräte und die Küche führt und ihr jeden Tag ein wechselnder Küchengehilfe zugeteilt wird. an diesem Tag war es Mascha.

Letztlich hat der Küchendienst den längsten Arbeitstag von allen. Während die anderen bereits verschiedenen Freizeitbeschäftigungen nachgingen, wie zum Beispiel Federball in den Sanddünen, war für die Diensthabenden noch Geschirr spülen angesagt.

Aber zu den heißen Quellen gingen schließlich alle gemeinsam.

Bridge of Friendship - Tag 2: Ein Tag für die Infrastruktur

Die Picknicklounge nimmt Konturen an, das Tarp wird aufgespannt.Die Picknicklounge nimmt Konturen an, das Tarp wird aufgespannt.Die erste gemeinsame Malzeit in unserer Picknicklounge.Die erste gemeinsame Malzeit in unserer Picknicklounge.Christian und Johannes beim Bau des Steges.Christian und Johannes beim Bau des Steges.
06.07.06: Der zweite Tag ging nochmals auf die Erschließung der Infrastruktur drauf. Im Ergebnis hatten wir eine Kochstelle mit Sitzrondell, eine neue Grube mit einem (vorhandenem) Plumpsklo-Verschlag, eine Picknik-Lounge mit Tarp-Überspannung.
Unsere Campingstelle war wirklich schön ausgesucht, aber einen entscheidenden Nachteil hatte sie - ein Bach war leider nicht in der Nähe. So mussten wir das Wasser aus dem Baikal nehmen, was bei Wellengang nicht ganz einfach wäre. Daher errichteten wir noch unter maßgeblicher Anleitung von Christian einen Steg zum Wasserholen.

Dieser Steg hatte einen weiteren Vorteil. Da zu dieser Zeit die Zedern blühten, war der gelbe Blütenstaub überall und sammelte sich auf dem Wasser des Baikal vor allem im Spülsaum der Wellen am Ufer. Durch den Steg konnte man nun von weiter draußen klares Wasser schöpfen, ohne ins Wasser steigen zu müssen.

Bei all den Arbeiten konnten wir uns aus alten Brettern von Überresten irgendwelcher Holzverschläge bedienen, welche vermutlich von früheren Camps in diesen Dünen hinterlassen wurden.

Die Kochstelle war eine besonders wichtige Einrichtung. Wir sorgten für einen angemessenen Sicherheitsabstand zwischen dem Lagerfeuer und dem brennbaren Umfeld. Schließlich war die Vegetation zur Zeit sehr trocken. Eine umlaufende Bank gestattete es allen, einigermaßen bequem am Feuer zu sitzen.

Eine Ortsbegehung unserer künftigen Baufeldes fand auch an diesem Tag statt. Wir nahmen ein paar Vermessungen vor und legten die Lage der beiden Fundamente fest. Morgen sollte es richtig losgehen.

Schon bald stellten sich die ersten neugierigen Besucher ein. Später würden die Streifenhörnchen fast zur Plage werden.Schon bald stellten sich die ersten neugierigen Besucher ein. Später würden die Streifenhörnchen fast zur Plage werden.Nach dem abendlichen Besuch der heißen Quellen sitzen Oliver und ich beim Sonnenuntergang vor dem kleinen Laden.Nach dem abendlichen Besuch der heißen Quellen sitzen Oliver und ich beim Sonnenuntergang vor dem kleinen Laden.Den Abend lässt jeder auf seine Weise ausklingen - besonders romantisch ist es natürlich am Lagerfeuer.Den Abend lässt jeder auf seine Weise ausklingen - besonders romantisch ist es natürlich am Lagerfeuer.
Recht bald stellten sich die ersten neugierigen Besucher ein. Es waren Streifenhörnchen - auf russisch Burunduk genannt - welche sich scheinbar für unsere Kochkünste interessierten. Natürlich fanden wir die posierlichen Tierchen süß und spendierten ihnen den einen oder anderen Happen. vielleicht war das ein Fehler, denn die Anzahl der Steifenhörnchen und ihre Zutraulichkeit sollten von Tag zu Tag zunehmen.

Nach unserem Tagwerk nutzten wir natürlich die Möglichkeit, in den heißen Quellen zu relaxen. Den Weg über einige hundert Meter bis zu den Quellen würden wir von nun an jeden Abend gehen. Aber auch eine andere Erfahrung - eher eine Plage - würde uns nun allabentlich heimsuchen: Schwärme von blutsaugenden Mücken.

Der Weg zu den Quellen führte durch die wenigen Häuser des Sanatoriums Khakusy vorbei, so auch an einem kleinen Lädchen, wo wir uns auf dem Rückweg mit Kleinigkeiten versorgten. Auf der Bank vor diesem Lädchen mit Blick auf den Baikal genossen wir den Sonnenuntergang über dem Westufer des Sees. Dann ließen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.