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Fragen zum Reisen an den Baikal? Im Forum "Abenteuer Reise" antworten die Autoren des Blogs.

über Lena und Baikalgebirge - endlich da!

Das Bahnhofsgebäude von Ust-Kut, welches den Stationsnamen Lena trägt.Das Bahnhofsgebäude von Ust-Kut, welches den Stationsnamen Lena trägtGleich werden wir die Lena überqueren - Oliver fotografiert pausenlos.Gleich werden wir die Lena überqueren - Oliver fotografiert pausenlos.Wir winden uns ins Baikalgebirge hinauf, umringt von zweitausender Gipfeln.Wir winden uns ins Baikalgebirge hinauf, umringt von zweitausender Gipfeln.
04.07.06: Oliver hatte sich vorgenommen, an diesem Tag früh aufzustehen. Er wollte an diesem letzten Reisetag die abwechslungsreiche Landschaft genießen, welche ab Ust-Kut an uns vorüber ziehen würde. Noch vor der Ankunft in Ust-Kut aufzustehen, hieß früh aufstehen - sehr früh, gemessen an den vergangenen Tagen. Natürlich steigt auch die Aufregung, wenn eine so lange Bahnfahrt dem Ende zugeht.

Somit sind wir bei unserer Ankunft an der Station Lena - so heißt der Bahnhof von Ust-Kut - munter und zum ersten Ausstieg des Tages bereit. Diesmal gibt es auch ein paar Fotos vom Bahnhof. Die Sonne geht gerade auf und wirft lange Schatten. Nachdem sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt hat, rollen wir durch Industriebrachen. Wir sehen einen Gebäudebrand, der aber von einigen Feuerwehren fast gelöscht ist und schwelende Rauchschwaden aus dem verkohlten Gebäude aufsteigen lässt. Dann schmiegt sich die Bahnlinie immer enger an das Westufer der Lena und offenbart einen Blick über den Fluss hinüber zu den bewaldeten Berghängen der Ostseite.

Oliver ist schon mit dem Fotoapparat bewaffnet, um die Überfahrt über die Lena fotografisch zu dokumentieren. Schließlich überqueren wir sie, die Lena, welche frei von Staustufen bis ins Nordpolarmeer fließt und ab Ust-Kut flussabwärts schiffbar ist - natürlich nur in der eisfreien Zeit von Juni bis Oktober.

Nachdem wir die Eisenbahnbrücke passiert haben, schmiegen sich die Gleise gleich wieder an den Berghang und gewinnen langsam an Höhe. Nachdem wir bereits auf eine stattliche Höhe über der Lena geklettert sind, verabschiedet sich die BAM von der Lena mit einem letzten atemberaubenden Blick über das majestätische Tal und schwenkt in ein Seitental, welches zum Vorgebirge des Baikalgebirges gehört.

Einfahrt in den BAM-Tunnel vor Severobaikalsk - für Eisenbahnfan Oliver ein oligatorisches Fotomotiv.Einfahrt in den BAM-Tunnel vor Severobaikalsk - für Eisenbahnfan Oliver ein oligatorisches Fotomotiv.Der erste Tag in Sewerobaikalsk - ein Fastfood-Mahl unterm Sonnenschirm am zentralen Platz.Der erste Tag in Sewerobaikalsk - ein Fastfood-Mahl unterm Sonnenschirm am zentralen Platz.Blick vom zentralen Platz in Richtung Hinterland.Blick vom zentralen Platz in Richtung Hinterland.
Für uns beginnt einer der schönsten BAM-Abschnitte. Obwohl es noch viele Stunden bis Sewerobaikalsk sind, findet man kaum Zeit, zu Essen oder die Sachen für die baldige Ankunft zusammenzupacken. Die wechselnden unberührten Berglandschaften fesseln immer wieder den Blick.

Irgendwann ist es soweit und wir ziehen eine große Schleife in der Nähe von Strelka, bevor wir in den ersten großen BAM-Tunnel einfahren. Oliver fotografiert auch hier emsig. Der Zugbegleiter bittet uns, im Tunnel die Fenster zu schließen. Er erzählt uns, man würde von irgend einer Strahlung im Tunnel munkeln. Auch wenn ich dem nicht recht glauben mag, schließen wir die Fenster damit einfach keine muffige Tunnelluft in den Waggon dringt. Auf der anderen Seite des Tunnels sind wir fast schon da. Von Davan aus fahren wir das Tal des Flüsschens Goudshekit entlang und nach dessen Mündung in die Tyja entlang des Tyja-Tals bis an den Baikal, wo der Zug am Bahnhof Sewerobaikalsk hält.

Nun sind wir also da - endlich! Nach dem Aussteigen können wir kein "Empfangskomitee" entdecken. Etwas später taucht Ljuba auf und begrüßt uns herzlich. Als sie mitbekommt, dass Matthias nicht mitgekommen ist, ist sie sichtbar enttäuscht, aber nur für kurze Zeit. Zusammen fahren wir ins SchTEO - die "Schule für Tourismus und Ökologische Erziehung", welche gleichzeitig Stab des GBT und Hostel ist.

Im SchTEO (russ. ШТЭО) treffen wir weitere Bekannte. Alle sind fleißig dabei, Werkzeug und Vorräte zu verpacken. Wir entscheiden uns, auch im SchtEO zu übernachten und bringen unsere Rucksäcke in die Zimmer. Nach der Begrüßung aller Bekannter, begebe ich mich mit Aljona in einen Schuppen, wo sich das Stahlseil befindet. Es sind zwei in Ringen gelegte Seilstücke mit einem Durchmesser von 11 mm und sehr starken Einzeladern. Es ist dadurch sehr steif und für meine mitgebrachten Seilschellen eigentlich schon zu dick, da ich diese für ein 10-mm-Seil ausgewählt hatte. Dann überprüfte ich mit Aljona die Werkzeuge. Wir stellten fest, dass wir noch einige spezielle Dinge benötigten, wie z.B. eine Eisensäge. Aljona entschied kurzerhand, dass ich mit Jegor in einen Heimwerkerladen fahren sollte und die fehlenden Sachen besorge. Jegor chauffierte den Wagen seines Vaters dorthin und wir kauften alles, was wir noch brauchten.

Zurück im SchTEO waren bereits alle anderen Vorbereitungen getroffen und wir verabschiedeten uns für den Rest des Tages von unseren russischen Freunden. Dann ging es in die Stadt zum Essen und Zeitvertreib. Zurück im SchTEO fand die Nachtruhe schließlich in einem der dortigen Dormitory-Räume statt.