Bridge of Friendship - Tag 4: Das erste Fundament
Im Verlauf der Zeit bildete sich eine Arbeitsteilung heraus, die zwar einerseits aufgrund der Zeitknappheit optimal war, andererseits dem einen Teil die anspruchsvolleren Arbeiten und dem anderen Teil die stupiden Arbeiten zuteil werden ließ. Vor allem die Mädchen schälten Rinde von den Baumstämmen, schleppten Sand und Kiesel zum Verfüllen und flochten die Seilschlaufen.
Egor und Sascha waren die Kraftmeier. Sie fällten Bäume, schleppten sie aus dem Wald oder hoben die Gruben aus. Christian war vor allem auf handwerklich anspruchsvolle Arbeiten spezialisiert, leitete an und beriet mit mir die Probleme und Lösungen. Regina bewirtschaftete das Camp, wobei ihr reihum jeden Tag jemand anderes als Küchenhilfe zugeteilt wurde.
Da ich ständig hin und her gerissen wurde zwischen dem Beaufsichtigen und Anleiten, aber auch Arbeiten, die ich selbst ausführen musste, war Oliver als Assistent sehr hilfreich. Hilfsarbeiten, ohne die es nicht weitergegangen wäre, erledigte er zuverlässig.
Am Ende dieses Tages war auch das zweite Fundament fertig und und der Mast der erster Tragekonstruktion war aufgestellt. Damit hätten wir uns die ersten zwei freien Tage gönnen dürfen. Da wir aber noch keine fünf Arbeitstage am Stück absolviert hatten, schlug ich vor, noch einen weiteren Tag zu arbeiten und eine Tragekonstruktion fertig zu stellen. Die weiteren Aufwände ließen sich danach viel besser abschätzen - war meine Argumentation. Mit mehr oder weniger großer Begeisterung wurde der Vorschlag akzeptiert.
Auch Oliver entgingen diese Befindlichkeiten nicht. Im war auch deutlich anzusehen, dass er die Rolle, welche Olga zunehmend einnahm missbilligte. Ihr Desinteresse am Projekt war offensichtlich. Sie schien eigene Vorstellungen davon zu haben, wie sie die Zeit verbringen würde. Doch noch äußerte ich mich nicht dazu, obwohl ich ebenfalls ein etwas vorbildhafteres und motivierendes Auftreten der immerhin Zweitältesten in der Truppe erwartet hätte.
Beim allabendlichen Besuch der Thermalquellen lockerten wir im heißen Wasser wieder etwas auf und der Anblick des ersten Pfostens im Abendrot, ganz ohne das hektische Getümmel vermittelte das Gefühl, dass wir es schaffen würden. Die abendliche Ruhe am verlassenen Bauplatz hatte vor dem Hintergrund eines traumhaften Sonnenunterganges sogar etwas unheimlich Romantisches.