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Bridge of Friendship - Tag 5: Der Nord-Pylon steht

Die Streifenhörnchen (Burunduks) wurden von Tag zu Tag kecker und bedienten sich bald selbst am Frühstückstisch - hier ein stibitzter Kecks.Die Streifenhörnchen (Burunduks) wurden von Tag zu Tag kecker und bedienten sich bald selbst am Frühstückstisch - hier ein stibitzter Kecks.Blick nach Süden - das Tarp des Pickniks liegt geschützt hinter den Dünen.Blick nach Süden - das Tarp des Pickniks liegt geschützt hinter den Dünen.Um am Pylon zu arbeiten, bauten wir eine große Anstellleiter aus Brettern. Christian verbindet hier gerade die Pfosten.Um am Pylon zu arbeiten, bauten wir eine große Anstellleiter aus Brettern. Christian verbindet hier gerade die Pfosten.
08.07.06: Heute sollte der erste Pylon seine Gestalt bekommen - die Tragekonstruktion am Nordufer. Das Ziel war es, diese komplett fertig zu stellen. Natürlich begann dieser Tag auch wieder mit allgemeinem Wecken und enspanntem Frühstück, zumindest für alle, die keinen Küchendienst hatten. An unserem Frühstückstisch fanden sich wieder Gäste ein, die zunehmend kecker und mutiger wurden. Es waren Streifenhörnchen - Burunduks. Sie hatten ihre Scheu schon soweit abgelegt, dass sie sogar vom Tisch an dem wir saßen, allerlei Leckereien stibitzten, Brotkrümel oder sogar ganze Kekse. Aber auch an der Abfallgrube sicherten sie sich einiges an Essbarem.

Um in der Höhe der Pfosten arbeiten zu können, benötigten wir entsprechende Technologien - simpel ausgedrückt eine Leiter. Da wir keine hatten, mussten wir etwas in dieser Art selber bauen. Auch um die Pfosten vor dem Umstürzen zu sichern, war eine Verschwerterung mit Brettern erforderlich, die später wieder entfernt werden würde. Für beides benötigten wir Bauholz, am besten Bretter oder Bohlen. Da wir derartiges Material beim Leiter des Sanatoriums gesehen hatten, wandten wir uns mit Tanja an ihn. Er half uns bereitwillig aus. Was immer wir bräuchten, sollten wir uns nehmen.

Trotz des großzügigen Angebotes wollten wir nicht zu verschwenderisch mit dem Material umgehen und gestalteten die Leiter (eher ein Anstellgerüst) so, dass man die Bretter später für andere Teile der Brücke wiederverwenden konnte.

Um die notwendigen Arbeiten an der Konstruktion musste ich mich selbst kümmern, so dass die Anleitung zu parallelen Arbeiten, sofern es nicht Christian tat, etwas auf der Strecke blieb. Das führte dazu, dass manche häufiger Leerlauf hatten und sich im Schatten niederließen, ohne dass es gleich auffiel. Das sollte an den kommenden Arbeitstagen noch häufiger vorkommen. Natürlich sollte jeder nach eigenem Empfinden Pausen einlegen, aber einfach nichts zu tun, weil der der nächste Arbeitschritt unklar ist und sich nicht mit seinem Problem zu melden, dass gefiel mir nicht wirklich.

Der Grund am Nordufer ist sumpfig - daher auch die Balkenlage zum Aufnehmen des Druckes. Die Pfostenlöcher und Zwischenräume wurden mit Kieselsteinen und Sand vefüllt.Der Grund am Nordufer ist sumpfig - daher auch die Balkenlage zum Aufnehmen des Druckes. Die Pfostenlöcher und Zwischenräume wurden mit Kieselsteinen und Sand vefüllt.Schon bald nachdem etwas sichtbar über den Boden ragte, stellten sich die ersten Neugierigen ein.Schon bald nachdem etwas sichtbar über den Boden ragte, stellten sich die ersten Neugierigen ein.Die Mädchen schleppten Unmengen Sand vom Strand zum Bauplatz - meistens in Plastikschüsseln.Die Mädchen schleppten Unmengen Sand vom Strand zum Bauplatz - meistens in Plastikschüsseln.
Die veranschlagten Arbeiten waren eigentlich keine große Sache - scheinbar. Es ging schließlich nur um vier Balken und zwei-drei Verstrebungen, die zu einem Gebilde zusammengefügt werden sollten. Aber technologisch war es natürlich etwas komplizierter. Die Arbeiten fanden auf engem Raum statt. Für Arbeiten in der Höhe mussten wir auf dem leiterartigen Gerüst stehen, was dank der großzügigen Dimensionierung aber bis zu zwei Personen sein konnten. Und die Ausklinkungen mussten durch mehrmaliges Anpassen beim Aufstellen korrigiert werden. Arbeitete jemand oben auf dem Gerüst mit dem Hammer oder mit anderem Werkzeug, ließ ich das Gerüst durch jemanden - meistens war es Oliver - sichern und untersagte Arbeiten im Bereich darunter. Einmal viel auch jemandem ein Hammer hinunter, was den Sinn dieser Maßnahme deutlich machte.

Christian hatte offensichtlich Spaß daran, selbst auf das Gerüst zu steigen und verschiedene Arbeiten in der Höhe durchzuführen, wie das Anpassen der ausgeklinkten Balken und das Aufnageln der Stahlbänder. Aber auch Ich hatte die eine oder andere Arbeit in luftiger Höhe durchgeführt und fand erhebend mit dem Blick über unser Baufeld zu arbeiten.

Im unteren Bereich gab es auch eine Menge kleinerer Arbeitsschritte durchzuführen, wie zum Beispiel die Verbindung der Pfosten, Sattelbalken und Fundamentbalken mit Winkeln, Lochplatten und Stahlbändern. Die Mädchen verfüllten und verdichteten den Raum um die Fundamentbalken herum, wofür sie große Mengen an Sand und Kieselsteinen vom Strand herbeischleppten.

Besonders fleißig war die kleine Tanja, die sich immer Arbeit suchte und auch unliebsame Tätigkeiten verrichtete, wie das Lackieren der Stahlbeschläge.

Schließlich stellten wir die erste Tragekonstruktion planmäßig fertig und konnten uns auf den kommenden freien Tag freuen.

Bridge of Friendship - Tag 4: Das erste Fundament

Während im Hindergrund das Fundament der Nordpylone ausgerichtet wird, schält die kleine Tanja Rinde von einem Stamm.Während im Hindergrund das Fundament der Nordpylone ausgerichtet wird, schält die kleine Tanja Rinde von einem Stamm.Ein Strigun-Käfer sonnt sich auf einer abgelegten Jacke.Ein Strigun-Käfer sonnt sich auf einer abgelegten Jacke.
08.07.06: Der Tag begann, wie der Tag zuvor. Das Wecken der Truppe erforderte einiges an Nachdruck. Es war ein Samstag. Wir hatten uns darauf geeinigt, unsere ersten zwei freien Tage zu nehmen, wenn wir einen sichtbaren Teil der Arbeiten fertig hätten. Das sollte die Fertigstellung beider Fundamente sein.

Im Verlauf der Zeit bildete sich eine Arbeitsteilung heraus, die zwar einerseits aufgrund der Zeitknappheit optimal war, andererseits dem einen Teil die anspruchsvolleren Arbeiten und dem anderen Teil die stupiden Arbeiten zuteil werden ließ. Vor allem die Mädchen schälten Rinde von den Baumstämmen, schleppten Sand und Kiesel zum Verfüllen und flochten die Seilschlaufen.

Egor und Sascha waren die Kraftmeier. Sie fällten Bäume, schleppten sie aus dem Wald oder hoben die Gruben aus. Christian war vor allem auf handwerklich anspruchsvolle Arbeiten spezialisiert, leitete an und beriet mit mir die Probleme und Lösungen. Regina bewirtschaftete das Camp, wobei ihr reihum jeden Tag jemand anderes als Küchenhilfe zugeteilt wurde.

Da ich ständig hin und her gerissen wurde zwischen dem Beaufsichtigen und Anleiten, aber auch Arbeiten, die ich selbst ausführen musste, war Oliver als Assistent sehr hilfreich. Hilfsarbeiten, ohne die es nicht weitergegangen wäre, erledigte er zuverlässig.

Am Ende dieses Tages war auch das zweite Fundament fertig und und der Mast der erster Tragekonstruktion war aufgestellt. Damit hätten wir uns die ersten zwei freien Tage gönnen dürfen. Da wir aber noch keine fünf Arbeitstage am Stück absolviert hatten, schlug ich vor, noch einen weiteren Tag zu arbeiten und eine Tragekonstruktion fertig zu stellen. Die weiteren Aufwände ließen sich danach viel besser abschätzen - war meine Argumentation. Mit mehr oder weniger großer Begeisterung wurde der Vorschlag akzeptiert.

Der erste Pfosten der Nordpylone steht im Abendrot.Der erste Pfosten der Nordpylone steht im Abendrot.Sonnenuntergang - Der rote Feuerball versinkt hinter dem Kamm des Baikalgebirges am Westufer des Sees.Sonnenuntergang - Der rote Feuerball versinkt hinter dem Kamm des Baikalgebirges am Westufer des Sees.
Ich spürte, dass nicht alle in gleicher Weise eine Begeisterung für das Projekt entwickelten. Vermutlich konnten sich die meisten das Ergebnis nicht wirklich vorstellen und die gleichzeitig recht eng vorgegebenen Arbeitsabläufe begeisterten sie nicht wirklich. Vor allem bei der großen Tanja, die ja offiziell als Brigadierin eingesetzt war, waren die Zweifel offenkundig. Eine nicht ungefährliche Entwicklung, wenn eine verantwortliche Person in einen offenkundigen Konflikt mit einem anderen Verantwortlichen tritt. Allerdings hatte sie keine Lösungsalternativen für das Projekt, so dass es bei einer mehr oder weniger offenkundig zur Schau getragenen Lustlosigkeit blieb.

Auch Oliver entgingen diese Befindlichkeiten nicht. Im war auch deutlich anzusehen, dass er die Rolle, welche Olga zunehmend einnahm missbilligte. Ihr Desinteresse am Projekt war offensichtlich. Sie schien eigene Vorstellungen davon zu haben, wie sie die Zeit verbringen würde. Doch noch äußerte ich mich nicht dazu, obwohl ich ebenfalls ein etwas vorbildhafteres und motivierendes Auftreten der immerhin Zweitältesten in der Truppe erwartet hätte.

Beim allabendlichen Besuch der Thermalquellen lockerten wir im heißen Wasser wieder etwas auf und der Anblick des ersten Pfostens im Abendrot, ganz ohne das hektische Getümmel vermittelte das Gefühl, dass wir es schaffen würden. Die abendliche Ruhe am verlassenen Bauplatz hatte vor dem Hintergrund eines traumhaften Sonnenunterganges sogar etwas unheimlich Romantisches.

Bridge of Friendship - Tag 3: Die Arbeiten beginnen

Erläuterung der Konstruktion mit hilfe eines Models aus Hölzchen im Sand.Erläuterung der Konstruktion mit hilfe eines Models aus Hölzchen im Sand.In der Mittagspause brauchten wir nur ein paar hundert Meter den Strand entlang zu laufen, um an den gedeckten Mittagstisch zu gelangen.In der Mittagspause brauchten wir nur ein paar hundert Meter den Strand entlang zu laufen, um an den gedeckten Mittagstisch zu gelangen.Am Abend war Enspannung in den Dünen angesagt.Am Abend war Enspannung in den Dünen angesagt.
07.07.06: Der Tag begann, wie von nun an jeder Arbeitstag beginnen würde, nämlich damit, dass Regina und ich aufstanden, Feuer machten, Wasser für Tee und Kascha aufsetzten und etwa gegen acht Uhr den Rest der Truppe weckten. Dar Tisch war bereits gedeckt. Gegen neun war das Frühstück beendet und bis auf den Küchendienst bewegte sich die Truppe zum Baufeld.

Jetzt begann die eigentliche Herausforderung. Die bestand darin, alle gleichzeitig zu beschäftigen. Ich hatte keine Ahnung wie schwierig das noch werden sollte, denn kaum einer, ach was, überhaupt niemand war ein Profi für solche Arbeiten und kaum einer hatte das Projekt im Detail erfasst. Zu meinem großen Glück erwies sich Christian als riesige Hilfe beim Anleiten anderer für verschiedenste Arbeiten, ein echter Ko-Bauleiter.

Um zu veranschaulichen, wie sich die Arbeiten über die Tage verteilten und wie straff doch die Planung angesichts der wenigen Zeit war, empfehle ich, meine Präsentation Bridge Building Story" anzuschauen. Aber so anspruchsvoll, wie die Aufgabe technisch und technologisch auch sein mochte, es war längst noch nicht alles, was es an Herausforderungen zu bewältigen gab.

Das Schwierigste für mich war immer wieder, die verschiedenen notwendigen Arbeiten breit zu verteilen und parallel durchführen zu lassen. Es ist eine echte Herausforderung, eine Gruppe Jugendlicher dabei permanent anzuleiten und zu motivieren und ich meine, ich bin diese Herausforderung nur teilweise gerecht geworden.

Bevor wir zum Bauplatz gingen, erläuterte ich die Konstruktion anhand eines Minimodels aus kleinen Hölzern, die ich mir aus Zweigen herausbrach. Im Sand neben unserer Picknicklounge baute ich das Brückenmodell auf und versuchte, die Bauphasen zu erklären. Anfangs schien nur Christian wirklich zu erfassen, was ich erzählte.

Der Küchendienst beim Geschirr spülen am Steg.Der Küchendienst beim Geschirr spülen am Steg.Die Zelte unseres Camps waren in der heideartigen Taiga zwischen den Bäumen verstreut.Die Zelte unseres Camps waren in der heideartigen Taiga zwischen den Bäumen verstreut.Aber zu den Dünen, von wo aus dieses Foto entstand, waren es nur ein paar Schritte.Aber zu den Dünen, von wo aus dieses Foto entstand, waren es nur ein paar Schritte.
An diesem ersten echten Arbeitstag ebneten wir die Baufelder für beide Fundamente ein, besorgten passende Baumstämme für Grund- und Sattelbalken, schälten sie und schnitten die Stämme für das erste Fundament zurecht. Nach dem Anpassen und Ausklinken beendeten wir den ersten Arbeitstag mit der Fertigstellung des ersten Fundaments.

Das Gute an diesem Projekt war, dass es keine weiten Wege gab. zum Mittagessen konnten wir immer schnell zum Camp gehen und uns dort vom Küchendienst bewirten lassen. Wir hatten uns wieder darauf verständigt, dass Regina das Regiment über die Vorräte und die Küche führt und ihr jeden Tag ein wechselnder Küchengehilfe zugeteilt wird. an diesem Tag war es Mascha.

Letztlich hat der Küchendienst den längsten Arbeitstag von allen. Während die anderen bereits verschiedenen Freizeitbeschäftigungen nachgingen, wie zum Beispiel Federball in den Sanddünen, war für die Diensthabenden noch Geschirr spülen angesagt.

Aber zu den heißen Quellen gingen schließlich alle gemeinsam.

Bridge of Friendship - Tag 2: Ein Tag für die Infrastruktur

Die Picknicklounge nimmt Konturen an, das Tarp wird aufgespannt.Die Picknicklounge nimmt Konturen an, das Tarp wird aufgespannt.Die erste gemeinsame Malzeit in unserer Picknicklounge.Die erste gemeinsame Malzeit in unserer Picknicklounge.Christian und Johannes beim Bau des Steges.Christian und Johannes beim Bau des Steges.
06.07.06: Der zweite Tag ging nochmals auf die Erschließung der Infrastruktur drauf. Im Ergebnis hatten wir eine Kochstelle mit Sitzrondell, eine neue Grube mit einem (vorhandenem) Plumpsklo-Verschlag, eine Picknik-Lounge mit Tarp-Überspannung.
Unsere Campingstelle war wirklich schön ausgesucht, aber einen entscheidenden Nachteil hatte sie - ein Bach war leider nicht in der Nähe. So mussten wir das Wasser aus dem Baikal nehmen, was bei Wellengang nicht ganz einfach wäre. Daher errichteten wir noch unter maßgeblicher Anleitung von Christian einen Steg zum Wasserholen.

Dieser Steg hatte einen weiteren Vorteil. Da zu dieser Zeit die Zedern blühten, war der gelbe Blütenstaub überall und sammelte sich auf dem Wasser des Baikal vor allem im Spülsaum der Wellen am Ufer. Durch den Steg konnte man nun von weiter draußen klares Wasser schöpfen, ohne ins Wasser steigen zu müssen.

Bei all den Arbeiten konnten wir uns aus alten Brettern von Überresten irgendwelcher Holzverschläge bedienen, welche vermutlich von früheren Camps in diesen Dünen hinterlassen wurden.

Die Kochstelle war eine besonders wichtige Einrichtung. Wir sorgten für einen angemessenen Sicherheitsabstand zwischen dem Lagerfeuer und dem brennbaren Umfeld. Schließlich war die Vegetation zur Zeit sehr trocken. Eine umlaufende Bank gestattete es allen, einigermaßen bequem am Feuer zu sitzen.

Eine Ortsbegehung unserer künftigen Baufeldes fand auch an diesem Tag statt. Wir nahmen ein paar Vermessungen vor und legten die Lage der beiden Fundamente fest. Morgen sollte es richtig losgehen.

Schon bald stellten sich die ersten neugierigen Besucher ein. Später würden die Streifenhörnchen fast zur Plage werden.Schon bald stellten sich die ersten neugierigen Besucher ein. Später würden die Streifenhörnchen fast zur Plage werden.Nach dem abendlichen Besuch der heißen Quellen sitzen Oliver und ich beim Sonnenuntergang vor dem kleinen Laden.Nach dem abendlichen Besuch der heißen Quellen sitzen Oliver und ich beim Sonnenuntergang vor dem kleinen Laden.Den Abend lässt jeder auf seine Weise ausklingen - besonders romantisch ist es natürlich am Lagerfeuer.Den Abend lässt jeder auf seine Weise ausklingen - besonders romantisch ist es natürlich am Lagerfeuer.
Recht bald stellten sich die ersten neugierigen Besucher ein. Es waren Streifenhörnchen - auf russisch Burunduk genannt - welche sich scheinbar für unsere Kochkünste interessierten. Natürlich fanden wir die posierlichen Tierchen süß und spendierten ihnen den einen oder anderen Happen. vielleicht war das ein Fehler, denn die Anzahl der Steifenhörnchen und ihre Zutraulichkeit sollten von Tag zu Tag zunehmen.

Nach unserem Tagwerk nutzten wir natürlich die Möglichkeit, in den heißen Quellen zu relaxen. Den Weg über einige hundert Meter bis zu den Quellen würden wir von nun an jeden Abend gehen. Aber auch eine andere Erfahrung - eher eine Plage - würde uns nun allabentlich heimsuchen: Schwärme von blutsaugenden Mücken.

Der Weg zu den Quellen führte durch die wenigen Häuser des Sanatoriums Khakusy vorbei, so auch an einem kleinen Lädchen, wo wir uns auf dem Rückweg mit Kleinigkeiten versorgten. Auf der Bank vor diesem Lädchen mit Blick auf den Baikal genossen wir den Sonnenuntergang über dem Westufer des Sees. Dann ließen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.

Bridge of Friendship - Tag 1: Überfahrt nach Chakusy

Zunächst beluden wir den SchTEO-Bus mit unserer Camp-Ausrüstung, dann gings nach Nishneangarsk zum Hafen.Zunächst beluden wir den SchTEO-Bus mit unserer Camp-Ausrüstung, dann gings nach Nishneangarsk zum Hafen.Der Bus am Anleger in Nishneangarsk. Von unserem Boot war weit und breit nichts zu sehen.Der Bus am Anleger in Nishneangarsk. Von unserem Boot war weit und breit nichts zu sehen.Wir bildeten eine Kette und entluden den Bus. Unser Boot war inzwischen auch da, aber wir durften noch nicht an Bord.Wir bildeten eine Kette und entluden den Bus. Unser Boot war inzwischen auch da, aber wir durften noch nicht an Bord.
05.07.06: Dieser Tag war der Anreisetag ins diesjährige Camp - das GBT-Projekt "Bridge of Friendship" in Chakusy (engl. Khakusy). Er galt als erster Tag unseres Projektes.

Er begann mit einem Frühstück im SchTEO, welches bereits mit unseren Campvorräten bereitet wurde. Dann wurde der SchTEO-eigene Bus beladen. Unser Gepäck, die Vorräte, das Werkzeug und Material. Mir fiel auf, dass die Beschläge zwar solide gemacht, aber noch nicht gestrichen waren. Da sie aus C-Stahl waren, würden sie einen Korrosionsschutz benötigen. Wir würden sie also vor Ort anstreichen müssen. Die Farbe dafür stand auch bereit und amüsierte mich, es war Rosa.

Nachdem der Bus beladen war, gab es noch ein Gruppenfoto vor dem SchTEO. Dann stiegen wir ein und fuhren nach Nishneangarsk. Von Sewerobaikalsk sind das etwa 30 Kilometer. Die Straße ist asphaltiert und verläuft parallel zu den BAM-Gleisen, die etwas oberhalb der Straße teilweise in Tunneln verschwindet.

Nach etwa dreißig Minuten sind wir in Nishneangarsk. Diese Siedlung ist nicht erst mit der BAM entstanden, wie Sewerobaikalsk und ist daher deutlich älter. Deshalb ist sie auch Sitz der Rajon-Verwaltung für den Nordbaikalkreis. Hier befindet sich auch der regionale Flughafen, welcher mehrmals mal pro Woche sowohl aus Irkutsk als auch aus Ulan-Ude angeflogen wird.

Am Pier angekommen sehen wir ein Boot liegen, einen Kutter der Jaroslavez-Klasse, von dem es aber hieß, es sei nicht unseres. Wir bildeten eine Kette und entluden den Bus. Das Gepäck und die Camp-Utensilien stapelten wir direkt auf dem Anleger.

Nachdem der Kapitän das Boarding genehmigt hatte, luden wir das Gepäck aufs Oberdeck und bald danach legten wir ab.Nachdem der Kapitän das Boarding genehmigt hatte, luden wir das Gepäck aufs Oberdeck und bald danach legten wir ab.Nach einer teilweise etwas verschlafenen Überfahrt kommen die Holzhäuser von Chakusy in Sicht.Nach einer teilweise etwas verschlafenen Überfahrt kommen die Holzhäuser von Chakusy in Sicht.An diesem Tag kümmern wir uns um die Infrastruktur, richten die Kochstelle ein und beginnen mit der Picknik-Launch.An diesem Tag kümmern wir uns um die Infrastruktur, richten die Kochstelle ein und beginnen mit der Picknik-Launch.
Dann hieß es, das ist wohl doch unser Boot, sein Name war ja auch "Chakusy", wie unser Ziel. Aber weil der Kapitän noch nicht da war, durfte auch noch keiner an Bord. Irgendwann ging es dann aber los. Wieder eine Kette bilden und auf dem Oberdeck des Kutters stapeln. Als wir endlich ablegten, hantierte ich wohl etwas zu hecktisch mit meinem Fernglas und schwups, opferte ich eine Objektivkappe dem Vater Baikal. Ich hoffte, er wird mir die nächsten Tage wohl gesonnen bleiben.

Die Überfahrt dauerte etwas mehr als drei Stunden. Dann tauchte die Silhouette der Bucht von Chakusy auf. An Bord waren auch Elena Lagutina vom GBT, die sich ein Bild von der Arbeit des GBT am Nordbaikal machen wollte und wie sich während der Fahrt herausstellte, auch Sergej Nikolajewitsch, der Verwalter des Khakusy Sanatoriums. Von ihm erhielten wir im Verlauf des Projektes eine sehr gute Unterstützung.

Nach dem Anlegen wurde es noch mal hart: Kette bilden und alles auf dem Anleger stapeln. Dann den Traktor beladen (Laut Christian nennt man das Fahrzeug richtiger weise Geräteträger). Dieser brachte die Sachen bis an die Mündung des Flüsschens - unseres Flüsschens. Nun hieß es, eine Camp-Stelle ausfindig zu machen. Wir entschieden uns für einen lichten, heideartigen Taigaabschnitt mit angrenzenden Dünen zum Baikal hin. Der große Nachteil war, wir müssten alles noch fast 500 Meter schleppen, wobei wir alle mehrmals gehen mussten, bis alles vor Ort war.

Die auserwählte Stelle war sehr lauschig und für die Größe unseres Camp war ausreichend Platz geboten. Nur für die Infrastruktur musste noch gesorgt werden. Aus den Artefakten und Brettern älterer Camps begannen wir zuerst mit der Feuerstelle. Gleichzeitig bauten alle ihre Zelte auf. Als Nächstes machten wir uns an die Picknick-Lounge.

über Lena und Baikalgebirge - endlich da!

Das Bahnhofsgebäude von Ust-Kut, welches den Stationsnamen Lena trägt.Das Bahnhofsgebäude von Ust-Kut, welches den Stationsnamen Lena trägtGleich werden wir die Lena überqueren - Oliver fotografiert pausenlos.Gleich werden wir die Lena überqueren - Oliver fotografiert pausenlos.Wir winden uns ins Baikalgebirge hinauf, umringt von zweitausender Gipfeln.Wir winden uns ins Baikalgebirge hinauf, umringt von zweitausender Gipfeln.
04.07.06: Oliver hatte sich vorgenommen, an diesem Tag früh aufzustehen. Er wollte an diesem letzten Reisetag die abwechslungsreiche Landschaft genießen, welche ab Ust-Kut an uns vorüber ziehen würde. Noch vor der Ankunft in Ust-Kut aufzustehen, hieß früh aufstehen - sehr früh, gemessen an den vergangenen Tagen. Natürlich steigt auch die Aufregung, wenn eine so lange Bahnfahrt dem Ende zugeht.

Somit sind wir bei unserer Ankunft an der Station Lena - so heißt der Bahnhof von Ust-Kut - munter und zum ersten Ausstieg des Tages bereit. Diesmal gibt es auch ein paar Fotos vom Bahnhof. Die Sonne geht gerade auf und wirft lange Schatten. Nachdem sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt hat, rollen wir durch Industriebrachen. Wir sehen einen Gebäudebrand, der aber von einigen Feuerwehren fast gelöscht ist und schwelende Rauchschwaden aus dem verkohlten Gebäude aufsteigen lässt. Dann schmiegt sich die Bahnlinie immer enger an das Westufer der Lena und offenbart einen Blick über den Fluss hinüber zu den bewaldeten Berghängen der Ostseite.

Oliver ist schon mit dem Fotoapparat bewaffnet, um die Überfahrt über die Lena fotografisch zu dokumentieren. Schließlich überqueren wir sie, die Lena, welche frei von Staustufen bis ins Nordpolarmeer fließt und ab Ust-Kut flussabwärts schiffbar ist - natürlich nur in der eisfreien Zeit von Juni bis Oktober.

Nachdem wir die Eisenbahnbrücke passiert haben, schmiegen sich die Gleise gleich wieder an den Berghang und gewinnen langsam an Höhe. Nachdem wir bereits auf eine stattliche Höhe über der Lena geklettert sind, verabschiedet sich die BAM von der Lena mit einem letzten atemberaubenden Blick über das majestätische Tal und schwenkt in ein Seitental, welches zum Vorgebirge des Baikalgebirges gehört.

Einfahrt in den BAM-Tunnel vor Severobaikalsk - für Eisenbahnfan Oliver ein oligatorisches Fotomotiv.Einfahrt in den BAM-Tunnel vor Severobaikalsk - für Eisenbahnfan Oliver ein oligatorisches Fotomotiv.Der erste Tag in Sewerobaikalsk - ein Fastfood-Mahl unterm Sonnenschirm am zentralen Platz.Der erste Tag in Sewerobaikalsk - ein Fastfood-Mahl unterm Sonnenschirm am zentralen Platz.Blick vom zentralen Platz in Richtung Hinterland.Blick vom zentralen Platz in Richtung Hinterland.
Für uns beginnt einer der schönsten BAM-Abschnitte. Obwohl es noch viele Stunden bis Sewerobaikalsk sind, findet man kaum Zeit, zu Essen oder die Sachen für die baldige Ankunft zusammenzupacken. Die wechselnden unberührten Berglandschaften fesseln immer wieder den Blick.

Irgendwann ist es soweit und wir ziehen eine große Schleife in der Nähe von Strelka, bevor wir in den ersten großen BAM-Tunnel einfahren. Oliver fotografiert auch hier emsig. Der Zugbegleiter bittet uns, im Tunnel die Fenster zu schließen. Er erzählt uns, man würde von irgend einer Strahlung im Tunnel munkeln. Auch wenn ich dem nicht recht glauben mag, schließen wir die Fenster damit einfach keine muffige Tunnelluft in den Waggon dringt. Auf der anderen Seite des Tunnels sind wir fast schon da. Von Davan aus fahren wir das Tal des Flüsschens Goudshekit entlang und nach dessen Mündung in die Tyja entlang des Tyja-Tals bis an den Baikal, wo der Zug am Bahnhof Sewerobaikalsk hält.

Nun sind wir also da - endlich! Nach dem Aussteigen können wir kein "Empfangskomitee" entdecken. Etwas später taucht Ljuba auf und begrüßt uns herzlich. Als sie mitbekommt, dass Matthias nicht mitgekommen ist, ist sie sichtbar enttäuscht, aber nur für kurze Zeit. Zusammen fahren wir ins SchTEO - die "Schule für Tourismus und Ökologische Erziehung", welche gleichzeitig Stab des GBT und Hostel ist.

Im SchTEO (russ. ШТЭО) treffen wir weitere Bekannte. Alle sind fleißig dabei, Werkzeug und Vorräte zu verpacken. Wir entscheiden uns, auch im SchtEO zu übernachten und bringen unsere Rucksäcke in die Zimmer. Nach der Begrüßung aller Bekannter, begebe ich mich mit Aljona in einen Schuppen, wo sich das Stahlseil befindet. Es sind zwei in Ringen gelegte Seilstücke mit einem Durchmesser von 11 mm und sehr starken Einzeladern. Es ist dadurch sehr steif und für meine mitgebrachten Seilschellen eigentlich schon zu dick, da ich diese für ein 10-mm-Seil ausgewählt hatte. Dann überprüfte ich mit Aljona die Werkzeuge. Wir stellten fest, dass wir noch einige spezielle Dinge benötigten, wie z.B. eine Eisensäge. Aljona entschied kurzerhand, dass ich mit Jegor in einen Heimwerkerladen fahren sollte und die fehlenden Sachen besorge. Jegor chauffierte den Wagen seines Vaters dorthin und wir kauften alles, was wir noch brauchten.

Zurück im SchTEO waren bereits alle anderen Vorbereitungen getroffen und wir verabschiedeten uns für den Rest des Tages von unseren russischen Freunden. Dann ging es in die Stadt zum Essen und Zeitvertreib. Zurück im SchTEO fand die Nachtruhe schließlich in einem der dortigen Dormitory-Räume statt.