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Ein Nachmittag in Nishni Nowgorod

30.06.06: Die Bolschaja Pokrowskaja ist die Prominierstraße von Nishni Novgorod. Sie verläuft vom Gorkiplatz bis zum trutzigen Kreml.
Die Bolschaja Pokrowskaja ist die Prominierstraße von Nishni Novgorod. Sie verläuft vom Gorkiplatz bis zum trutzigen Kreml.Historische Gebäude säumen die Prachtstraße und Marina und Sweta erzählen uns Wissenswertes darüber.
Historische Gebäude säumen die Prachtstraße und Marina und Sweta erzählen uns Wissenswertes darüber.Das Theater in Ekaterinischem Klassizismus - dieser Zuckerbäckerstil wird bis heute in Russlands Architektur gern nachempfunden.
Das Theater in Ekaterinischem Klassizismus - dieser Zuckerbäckerstil wird bis heute in Russlands Architektur gern nachempfunden.
Somit beginnt unser Stadtbummel - sozusagen ganz offiziell - am Maxim-Gorki-Denkmal. Natürlich sind sie stolz auf diesen berühmten Sohn der Stadt, dessen Namen sie zu Sowjetzeiten trug. Schließlich ist sein literarisches Werk, auch wenn er von der sowjetischen Kulturpolitik als proletarischer Dichter instrumentalisiert wurde, unumstritten.

Wir schlendern den Gorki-Platz entlang und betreten die Bolschaja Pokrowskaja - eine zentrale Promeniermeile der Stadt. Diese Prachtstraße ist eine Fußgängerzone der Superlative. Mit 1,4 Kilometern Länge ist sie wohl die längste Fußgängerstraße Russlands. Wer hier wuchtige Stalinbauten erwartet, wird angenehm überrascht. Es dominiert Ekaterinischer Klassizismus. Die Straße ist durchaus vergleichbar mit dem Moskauer Arbat. Aber irgendwie ist sie mir symphatischer als der Arbat, was vielleicht an der sommerlich leichten Atmosphäre liegt, oder nur an den nicht vorhandenen Scharen von Nepphändlern - sie wirkt einfach gemütlicher, trotz der Massen, die hier unterwegs sind.

So spazieren wir diese Straße entlang. Von Zeit zu Zeit bleiben wir stehen, fotgrafieren und Sweta oder Marina erzählt uns etwas über das eine oder andere architektonische Highlight oder einfach nur Interessantes über die Stadt.

Nishni Nowgorod ist eine Millionenstadt. Nur Moskau, Sankt Petersburg und Nowosibirsk sind mit Sicherheit größer. Ansonsten konkurriert Nishni Novgorod mit Ekaterinburg um den vierten Platz auf der Liste der größten Städte Russlands. Sweta ist sich sicher: Unsere Stadt ist die viertgrößte Russlands. Laut Wikipedia hat sich aber Ekaterinburg bereits 2006 an Nishni Nowgorod vorbei auf den vierten Platz vorgeschoben, wenn auch nur mit ein paar tausend Einwohnern mehr.

Die Straße ist abwechselnd gesäumt von Bäumen oder von sanierten Altbaufassaden. Unzählige Läden, Kioske und Cafes bieten ihre Dienstleistungen an. Vor einem historischen Gebäude der Universität werden Gemälde feilgeboten.

Damals wie heute: Im inneren des Kreml stehen Kirchen und repräsentative Verwaltungsgebäude. Rechts von uns (nicht im Bild) brennt die ewige Flamme, dahinter bildet die Kremlmauer einen majestätischen Balkon über der Wolga.
Damals wie heute: Im inneren des Kreml stehen Kirchen und repräsentative Verwaltungsgebäude. Rechts von uns (nicht im Bild) brennt die ewige Flamme, dahinter bildet die Kremlmauer einen majestätischen Balkon über der Wolga.Der Kreml wurde einst auf einem Hügel unterhalb der Okamündung angelegt. Hier blickt man Wolgaaufwärts und sieht links hinter dem Kreml die Oka münden.
Der Kreml wurde einst auf einem Hügel unterhalb der Okamündung angelegt. Hier blickt man wolgaaufwärts und sieht links hinter dem Kreml die Oka münden.Das Minin-und-Poscharski-Denkmal in der Altstadt unterhalb des Kreml.
Das Minin-und-Poscharski-Denkmal in der Altstadt unterhalb des Kreml.
In der Ferne, am Ende des Boulevard, bildet einer der Kremltürme den visuellen Abschluß. Gemütlichen Schrittes nähern wir uns ihm. Vorbei an einem historischen Bau der russischen Bank und am Theater im klassizistischen Stil.

Schließlich stehen wir vor dem Kreml. Hier war einst die befestigte Stadtgrenze. Die wehrhaften Gemäuer sollten die Angriffe der Tataren und Mongolen abwehren und das taten sie mit Erfolg. Dieser trutzigste aller Kreml im russischen Großfürstentum hielt den Angriffen der Tataren in den Jahren 1520 und 1536 stand.

Nun steht das Stadttor den Besuchern offen und wir betreten das Innere des Kreml. Rechter Hand steht direkt hinter der Kremlmauer eine Galerie historischen Kriegsgerätes: Panzer, Haubitzen und Ähnliches. Es soll wohl den militärischen Maschinenbau der Stadt symbolisieren.

Wir durchschreiten den Kreml bis zur oberen Begrenzung in Richtung des Flußufers, vorbei an repräsentativen Verwaltungsgebäuden und sakralen Bauten. Hier befindet sich auch die ewige Flamme. Dahinter eröffnet sich ein atemberaubender Blick über die Wolga und die Mündung der Oka zur Linken.

Wir verlassen den Kreml wieder durch eines der landwärtigen Tore und laufen außen an der östlichen Kremlmauer entlang. Hier ist eine recht neue, prachtvolle Freitreppenanlage errichtet worden, über die man zur Wolga hinabsteigen kann. Auch hier verweilen wir und genießen den Ausblick. Dann steigen wir zur Altstadt am Flußufer hinab.

Auch hier sind wir von historischen Gebäuden umgeben. Über uns ragen wehrhaft die Mauern des Kreml auf. Wir kommen zu einem Denkmal, das mir merkwürdig bekannt vorkommt. Es ist das Denkmal für Minin und Poscharski, welches genauso auch in Moskau auf dem Roten Platz steht. Sweta erklärt dazu: Natürlich steht das Original-Denkmal in Moskau, denn Minin und Poscharski sind die Helden der Befreiung Moskaus von der polnisch/litauischen Okkupation im Jahre 1612. Doch Minin und Poscharski sind Söhne Nishni Nowgorods und rückten mit einem Freiwilligenheer aus unserer Stadt gegen Moskau vor. Daher sind sie auch Helden dieser Stadt. Aus diesem Grund hat man hier eine originalgetreue Nachbildung des Moskauer Minin-und-Poscharski-Denkmals errichtet.

Nach diesem Exkurs ist es bereits Zeit zum Bahnhof zurück zu fahren. Von Sweta verabschieden wir uns hier, Marina begleitet uns zum Zug. Mit einem wieder proppevollen Nahverkehrsbus geht's zurück zum Bahnhof, wo wir in aller Eile Proviant beschaffen und die Rucksäcke aus der Gepäckaufbewahrung holen. Den Bahnsteig betreten wir, als unser Zug von Moskau kommend, bereits einrollt.