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Überfahrt zur Ajaja Bucht

31.07.2005, 6:00 Uhr: Heute heißt es "Früh aufstehen". So richtig schlau geworden bin ich aus Marjasows Begründung nicht, warum das auf einmal so zwingend war, heute schon zur Ajajabucht auszulaufen und dann noch in dieser Herrgottsfrühe.

Beim Auslaufen aus dem Hafen von Sewerobaikalsk. Der Leiter des Frolicha-Naturreservates brachte uns zur Ajaja-Bucht.
Beim Auslaufen aus dem Hafen von Sewerobaikalsk. Der Leiter des Frolicha-Naturreservates brachte uns zur Ajaja-Bucht. Sein Boot war eine relativ kleine, aber schnittige und kraftvolle Motorjacht.
Wir packten also, frühstückten und fuhren mit Evgenij Aleksandrowitsch zum SchTEO, wo wir Ausrüstung, Werkzeug und Vorräte aufluden. Marjasow drängte. Er meinte, der Leiter des Naturreservates könnte womöglich ohne uns auslaufen, weil er widerum diese wichtigen Moskauer nicht warten lassen wollte. Wir waren aber trotzdem pünklich am Hafen, wo Marjasow uns am Anleger mit dem Leiter des Naturreservates Frolicha bekannt machte.Ich erkannte das Gesicht. Er war in der
MDR-Reportage "Wildniss-Wodka-Wertarbeit" zu sehen gewesen und berichtete dort über einen Vorfall, bei dem zwei Parkranger auf der Landzunge "Jarki" von Wilderern erschossen wurden und die Rangerstation dort niedergebrannt wurde. Er war ein ziemlicher Hillbilly, brummig und maulfaul, aber ich versuchte, ihm leutselig zu kommen. Wärend der Überfahrt gab er dann doch noch einiges Wissenswertes zum Besten, nicht ohne mich darauf aufmerksam gemacht zu haben, daß er hier nicht nur ein Bootsführer, sondern der Reservatsleiter sei.
Sein Boot war eine relativ kleine, aber schnittige und kraftvolle Motorjacht.

Der Hafen und die Skyline von Sewerobaikalsk bleibt hinter uns zurück und verschwand bald im Dunst.
Der Hafen und die Skyline von Sewerobaikalsk bleibt hinter uns zurück und verschwand bald im Dunst.
Ein junger Bursche, der Marjasow freudig begrüßte, half mit beim Beladen und wurde uns schließlich als Andrej, einer der Camp-Teilnehmer aus Severobaikalsk vorgestellt. Nachdem wir alle mann an Board waren und uns von Evgenij Aleksandrowitsch verabschiedet hatten, platzierte er sich in einer Ecke und schlief bald ein - scheinbar war im das heutige Aufstehen auch etwas zu früh erschienen. Somit liefen wir in Severobaikalsk aus.

Das Boot nahm eine enorme Fahrt auf. Mit meinem Garmin Geko konnte ich 50 km/h messen, also über 30 Knoten. Das würde bedeuten, wir brauchen bis zur Ajaja Bucht weniger als eine Stunde, wo doch die Kutter der Jaroslawets-Klasse etwa 3 Stunden benötigen. Severobaikalsk entfernte sich schnell und das Boot hinterließ heckseits einen schäumenden Gischtstreifen.

Das Boot läuft in der Frolichabucht ein.
Das Boot läuft in der Frolicha-Bucht ein.
Es war windstill und würde wohl ein heißer Tag werden.
Es war windstill und würde wohl ein heißer Tag werden.
An der Nordflanke der Bucht röhrte ein Motor auf und ein Boot löste sich vom Ufer in unsere Richtung. Es war der zuständige Parkwächter.
An der Nordflanke der Bucht röhrte ein Motor auf und ein Boot löste sich vom Ufer in unsere Richtung. Es war der zuständige Parkwächter.
Die schlechte Fernsicht aufgrund der langen Trockenheit und der verschieden Waldbrände in der Umgebung führten auch dazu, dass die jeweils andere Seeseite nicht zu sehen war. Recht schnell verschwand Severobaikalsk und somit die Westseite im Dunst, aber dafür tauchte bald die gebirgige Ostküste aus dem Grau. Nach 40 Minuten liefen wir bereits in die Bucht Ajaja ein. Sie war wirklich so schönen, wie sie den Ewenken erschienen sein muß, welche ihr diesen Namen gaben: "Schöne schöne Bucht".

Nach dem Anlanden und Stoppen der Motoren begrüßte uns die Ajaja mit morgentlich-andächtiger Ruhe. Die Sonne nahm gerade Kraft auf und strahlte über die Berge auf den Baikal. Es war windstill und würde wohl ein heißer Tag werden. Doch jetzt würde es nochmal hektisch werden - ausladen war angesagt.

Gleichzeitig röhrte an der Nordflanke der Bucht ein Motor auf und ein Boot löste sich vom Ufer in unsere Richtung. Es war der zuständige Parkwächter, der dort eine Blockhütte hatte und das Geschehen am Zugang zum Frolicha-Naturreservat zu überwachen hatte. Während wir ausluden, lief er das Ufer neben dem Boot seines "Chefs" an und begrüßte ihn. Danach wandte er sich an mich und fragte mich nach meinem Besuchserlaubnis. Sein Chef bremste ihn und erklärte ihm, wir seien die Vorhut der Volonteure, die hier ab morgen den Wanderweg zum Frolichasee als Eco-Patrouille pflegen werden. Damit war für den Parkwächter alles klar und er düste mit seinem Boot zurück zu seiner Blockhütte, die übrigens mit bloßem Auge am Waldrand kaum zu erkennen war.

Eine passende Stelle für unser Camp fanden wir etwa hundert Meter landeinwärts. Es war für eine Camp von 12 Personen bestens geeignet und hatte eine Picknick Lodge mit Dachgestell, über welches man ein Tarp spannen konnte, sowie eine Art Sommerküche, ein überdachter Verschlag ohne Wände mit einer Grundfläche von 2,5 mal 2,5 Metern und einer Feuerstelle davor.

Eine passende Stelle für unser Camp fanden wir etwa hundert Meter landeinwärts.
Eine passende Stelle für unser Camp fanden wir etwa hundert Meter landeinwärts.
Nun hatten wir erstmal unser Gepäck, die Ausrüstung und Verpflegung vom Strand zu schleppen, wofür wir den Weg mehrmals laufen mussten.
Nun hatten wir erstmal unser Gepäck, die Ausrüstung und Verpflegung vom Strand zu schleppen, wofür wir den Weg mehrmals laufen mussten.
Nach und nach nahm unser Camp Konturen an und gegen Mittag war alles getan und das erste Essen in der Wildnis bereits zubereitet.
Nach und nach nahm unser Camp Konturen an und gegen Mittag war alles getan und das erste Essen in der Wildnis bereits zubereitet.
Nun hatten wir erstmal unser Gepäck, die Ausrüstung und Verpflegung vom Strand zu schleppen, wofür wir den Weg mehrmals laufen mussten. Die Vorräte stapelten wir gleich in den überdachten Verschlag. Die Werkzeuge lagerten wir in einem Extrazelt ein, welches wohl übrigbleiben würde, da wir zwei eigene Zelte dabei hatten und auf die Zelte vom GBT nicht angewiesen waren.

Nach und nach nahm unser Camp Konturen an und gegen Mittag war alles getan und das erste Essen in der Wildnis bereits zubereitet. Dabei hatten wir sogar noch mit dem Zeltaufbau etwas warten müssen, da eine Gruppe Kanuwanderer gerade an selbiger Stelle noch ihre Zelte abbaute.

Der Rest des Tages wurde dem schönen Wetter enstprechend gebadet und gefaulenzt. Das Wasser in der Ajajabucht war relativ angenehm. So warm, wie hier wird der Baikal nur in sehr tief eingeschnittenen Buchten mit flachem Wasser.Wir waren vorerst 5 Mann, vier Deutsche und ein Russe. Nun waren wir auf unsere erste Nacht und vor allem auf die morgige Verstärkung unseres Camps gespannt.