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und plötzlich Sibirien

Unaufhaltsam rollt unser Zug auf die Grenze zwischen Europa und Asien zu
Unaufhaltsam rollt unser Zug auf die Grenze zwischen Europa und Asien zu.
26.07.2005: Wir rollen durch flache russische Weiten. Den gigantische Fluß, den wir irgendwann überqueren, kann ich nicht zuordnen. Die Wolga kann es nicht gewesen sein, denn die sollten wir bereits Nachts überquert haben. Später würde ich ihn als die Kama identifizieren. So breit hatte ich sie mir nicht vorgestellt.

Die Stunden fließen dahin. Es wird nachmittag und die Landschaft wird hügeliger - Vorboten des Ural. Es bleibt für Stunden bei dieser landschaftlichen Prägung. Es ist eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft, relativ sanft, wie das Erzgebirge nur weniger Siedlungsdichte. Der Ural ist hier nicht sehr schroff, weiter im Norden wohl eher. Wir nehmen uns vor die offizielle Grenze zu Asien abzupassen, die durch einen Obelisken an der Bahnlinie markiert wird. Doch irgendwie verpassen wir ihn (2006 sehen wir ihn, und mir gelingt dann auch ein Foto). Es dämmert schon und schließlich rollen wir in Ekaterinburg ein.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass die russische Bahn die Namensvergaben aus Sowjetzeiten für Bahnhöfe (meist von den Städtenamen abgeleitet) beibehalten hat. Somit findet man auf allen Plänen der Russischen Bahn, aber auch auf Schildern am Bahnhof den Namen "Swerdlowsk" statt "Ekaterinburg" (oder "Gorkij" statt "Nishni Novgorod").

Per Definition ist Jekaterinburg eingentlich schon Asien zuzuordnen. Die Stadt selber sieht sich eher als europäisches Tor zu Asien. Für das alte Zarenreich war es das auf jedenfall: eine altehrwürdige russische Stadt mit Handels- und Bergbautradition und natürlich Vorposten der Zaren in Richtung Sibirien.

In der Dunkelheit nehmen wir es kaum war, dass die die Landschaft wieder flacher geworden ist. Wir rollen durch Westsibirien. Ich hatte mich schon schlafen gelegt, als wir irgendwann in der Nacht in Tjumen halten. Ich werde wach und schaue zum Fenster hinaus.

Das Foto zeigt nicht Omsk, aber wieder einen typischen Lokwechselhalt mit Verpflegungscharakter
Das Foto zeigt nicht Omsk, aber wieder einen typischen Lokwechselhalt mit Verpflegungscharakter.
Es ist eine reiche Stadt, das sieht man sofort und trotz der Dunkelheit. Das die westsibirischen Erdgas- und Erdölvorkommen haben diese Stadt reich gemacht. Moderne, teils protzige Gebäude gleiten vorbei: Einkaufszentren mit üppigen Leuchtreklamen, ausgebaute mehrspurige Straßen und sogar ein Eifelturm-ähnliches riesiges städtisches Wahrzeichen: ein stilisierter Riesenbohrturm von Scheinwerfern angestrahlt. Ich betrachte diese Szenerie von meiner Koje aus, bis der Zug aus Tjumen weiterrollt. Dann schlafe ich wieder ein.

Am Morgen des 27.7.2005 erreichen wir Omsk.