Baikal-Amur-Magistrale
Beim Blick in Fahrtrichtung erkennen wir eine Nebelbank, über der sich bergige Landschaften erheben - die ersten Ausläufer des Sajan. Unter der Nebelbank aber fließt der Jenissej, der wasserreichste der nordwärts fließenden sibirischen Ströme. Nach der Abfahrt vom Krasnojarsker Bahnhof überqueren wir ihn. Er ist bereits hier riesig, obwohl er gerade erst das Sajan-Gebirge verlässt und sich noch nicht mit der Angara vereinigt hat.
Nachdem wir ihn passiert haben rollen wir in die Ausläufer der Westsajan, wobei sich die Landschaft nicht nur tektonisch ändert. Die dichtere Taiga, die wir seit gestern Abend durchfahren haben, lichtet sich wieder. vor allem die Südlagen der Berge und Hügel sind nun von Grassteppe bedeckt.
Man kann beim Verlassen von Taischet gut beobachten, wie sich der Rangierbereich der Station irgendwann aufteilt und eine Streckenführung Richtung Süden dreht, während wir auf Nord-Ost-Kurs gehen.
Die wenigen Orte, die wir passieren, sind Holzverladeplätze, selbst größere Haltepunkte wirken beschaulicher, als entlang der immer betriebsamen Transsib.
Interessant war dabei, dass der Mann seine beiden kleinen Söhne ebenfalls mit im Wagon hatte. Er sagte, er könne ihnen sonst nicht viel bieten. Aber er könne sie praktisch kostenlos einmal im Jahr Bahn fahren lassen und so habe er ihnen Moskau zeigen können.
Beide "Provodniks" waren stets hilfbereit und zuvorkommend. Die Blonde freute sich schon auf Tynda, ihre Heimatstadt. Sie habe einen kurzen Urlaub und die Bahnfahrt nach Moskau und zurück sei schon ein hartes Stück Arbeit. Die Wagonbegleiter haben während der gesamten Fahrt sozusagen im 2-Schicht-Betrieb abwechselnd Dienst. Dazu gehören alle Möglichen Arbeiten im Wagon.
Auch wenn diese endlose hügelige Taiga wunderschön ist, so ist sie auf Dauer nicht sehr spektakulär. Etwas Aufregenderes würde und aber am Abend noch bevorstehen: Der Staudamm des Bratsker Wasserkraftwerkes, dieses Stromgiganten an der Angara.
Auf der anderen Seite des Stausees halten wir an der Station "Gidrostroitel" (Hydro-Erbauer), eine adrette Bahnstation, die an die Erbauer dieses Riesenprojektes erinnert. Dannach rollen wir wieder in die Nacht.