und plötzlich Sibirien
Die Stunden fließen dahin. Es wird nachmittag und die Landschaft wird hügeliger - Vorboten des Ural. Es bleibt für Stunden bei dieser landschaftlichen Prägung. Es ist eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft, relativ sanft, wie das Erzgebirge nur weniger Siedlungsdichte. Der Ural ist hier nicht sehr schroff, weiter im Norden wohl eher. Wir nehmen uns vor die offizielle Grenze zu Asien abzupassen, die durch einen Obelisken an der Bahnlinie markiert wird. Doch irgendwie verpassen wir ihn (2006 sehen wir ihn, und mir gelingt dann auch ein Foto). Es dämmert schon und schließlich rollen wir in Ekaterinburg ein.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die russische Bahn die Namensvergaben aus Sowjetzeiten für Bahnhöfe (meist von den Städtenamen abgeleitet) beibehalten hat. Somit findet man auf allen Plänen der Russischen Bahn, aber auch auf Schildern am Bahnhof den Namen "Swerdlowsk" statt "Ekaterinburg" (oder "Gorkij" statt "Nishni Novgorod").
Per Definition ist Jekaterinburg eingentlich schon Asien zuzuordnen. Die Stadt selber sieht sich eher als europäisches Tor zu Asien. Für das alte Zarenreich war es das auf jedenfall: eine altehrwürdige russische Stadt mit Handels- und Bergbautradition und natürlich Vorposten der Zaren in Richtung Sibirien.
In der Dunkelheit nehmen wir es kaum war, dass die die Landschaft wieder flacher geworden ist. Wir rollen durch Westsibirien. Ich hatte mich schon schlafen gelegt, als wir irgendwann in der Nacht in Tjumen halten. Ich werde wach und schaue zum Fenster hinaus.
Am Morgen des 27.7.2005 erreichen wir Omsk.