flache Einöde Westsibiriens
In Omsk überqueren wir den Ersten der sibirischen Riesenflüsse, welche ins Nordpolarmeer fließen, den Irtysch. Wir überwinden unsere Faulheit und nutzen den längeren Halt, um uns ein wenig auf dem Bahnsteig zu bewegen. In Omsk hatte es scheinbar unlängst geregnet und der Bahnsteig war nass. Doch die Wolken verzogen sich bereits und es schien wieder ein sonniger Tag zu werden.
Die eintönige Landschaft, durch die wir rollen, wird noch bis Novosibirsk die unveränderte Kulisse hinter unseren Wagonfenstern bilden. Über tausend Kilometer, aber anders als westlich des Urals sieht man hier keine durchgängigen Wälder, sondern Birkenhaine, lockere Baumgruppen in einer Wiesenlandschaft. Es scheinen häufig Feuchtwiesen zu sein, kein viehwirschaftlich verwertbares Futtergras, sondern eher Binsen. Diese Landschaft steckt uns an, in Lethargie zu verfallen und den ganzen Tag mehr oder weniger zu dösen und nichts zu tun.
Zuerst rollen wir über den Ob, den nächsten sibirischen Riesenfluß und nach einigen Minuten urbaner Landschaft halten wir am Bahnhof. Natürlich nutzen wir den Halt, um uns die Beine zu vertreten. Die Zeit reicht sogar, um sich das Bahnhofsgebäude anzuschauen und von der Fußgängerbrücke einen besserer Überblick zu bekommen.
Die russische Eisenbahn hat landesweit eine einheitliche Zeit: Die Moskauer Zeit. Alle Fahrpläne sind mit Angaben in Moskauer Zeit ausgewiesen, was dazu führt, das man mit jeder Zeitzone, die man weiter nach Osten kommt, eine stets größere Differenz zwischen Ortszeit und der "Russischen Bahnzeit" entsteht. Am Baikal werden das schon 6 Stunden sein.
Die Landschaft bleibt weiterhin flach, aber die Bewaldung nimmt zu. Das sollte sie auch, denn bald werden wir die Station "Taiga" erreichen. Und was wäre die Station "Taiga" ohne echte Taiga um sie herum. Es dämmert bereits, als wir die Station Taiga erreichen und wir rollen nach kurzem Halt weiter in die Nacht.