Pik Severobaikalsk
30.07.2005: Heute steht eine ganztägige Bergwanderung auf dem Programm.
Wer Interesse hat, die Tour (GPS-vermessen) bei Google Earth nachzuvollziehen, der möge sich meine "Placemark collection (Ortsmarkensammlung) Pik Severobaikalsk" aus der Google Earth Community herunterladen und einen virtuellen Flug dieser Tour genießen: Direktes Öffnen der Ortsmarken und Anzeigen in Google Earth
Wir starten von Marjasows Haus in einem allradgetriebenen japanischen Minibus. Der Wagen hatte (als Direktimport) Rechtslenkung und hatte seine besten Jahre schon hinter sich. Wasja, unser Guide war pünktlich da. Er soll uns den Berg hinauf führen und uns beim Rasten den Tee kochen usw. Die Fahrt ging nur etwa 10 km zügig auf Asphalt voran, dann wurde die Straße zur Schotterpiste und wir kamen nur noch sehr langsam weiter.
Insgesamt waren es etwa 55 km Fahrtstrecke, für die wir 2 Stunden brauchten. Mit dem Fahrer war ein Preis von 250 Rubel pro Stunde vereinbart. Wasja, unser Führer sollte 800 Rubel bekommen (weniger als 30 Euro). Die Fahrt ging praktisch immer parallel zu Streckenführung der BAM-Linie, mal links, mal rechts des Bahndammes und sowohl Straße als auch Bahn verliefen im Tal der Tyja in die Berge hinein. Wann immer die beiden Verkehrswege gezwungen waren, die Tyja zu überqueren, konnte man erkennen, wie solide die BAM-Brücken und wie lausig die Autobrücken waren. Schließlich gelangten wir an eine Stelle, an der mehrere Täler zusammenliefen und somit auch die Tyja mit zwei anderen Flüsschen zusammenfloss.
Der Fahrer hielt an. Ein buddhistisch geweihter, heiliger Ort - häufig geografische Besonderheiten, wie hier der zusammenfluss mehrerer Flüsse gebot ihm, einige Münzen zu opfern und an den Straßenrand zu werfen. Wir taten es ihm gleich. Danach konnte die Fahrt weitergehen.
Bei Goudshekid, einem Ort, an dem es eine heisse Quelle gibt, trennten sich Straße und BAM, welche nun zum Tunnelportal abdrehte. Die Straße aber führte weiter zum Pass, wo wir immer noch den Bahndamm der provisorischen Passführung erkennen konnten. Die Fernsicht war schlecht. Wasja erklärte, es würden überall in der Gegend Waldbrände wüten und somit die Fernsicht beeinträchtigen. Bei Goudshekid konnten wir dann sehen, wie brennende Taiga ausssieht.
Zuerst durchschritten wir etwa 1 bis 1,5 km Taiga unter leichtem Anstieg. Einen Trail gab es nicht. Wasja suchte jeweils das beste Durchkommen durchs Unterholz aus. Das ging im Grunde ganz gut, aber auf diesem Abschnitt war die Mückenplage extrem. So versuchten wir, durch gesteigertes Tempo, den dichteren Taiga-Streifen hinter uns zu bringen, was dann doch ganz schön schlauchte. Wasja tat natürlich cool. Weder die Mücken noch das Tempo schienen ihn zu beeindrucken. Er lief voran und wenn er etwas zu weit vorausgelaufen war, ließ er uns geduldig wieder aufschließen.
Wir verließen die Taiga ziemlich plötzlich, indem wir auf einem Geröllfeld herauskamen. Nach diesem Geröllfeld, welches einen Zwischengrat markierte, folgten nur noch Krüppelkiefern und einzelne Bäume.
Schließlich liefen wir fast nur noch über Geröll in ein Tal hinein, dessen Abschluß ein zum Pik Severobaikalsk auslaufender Bergriegel bildete. Wasja nannte dieses Geröllfeld am Talende den Zirkus (Also kreisförmig, wie ein Amphitheater).
Die Geröllbrocken waren teilweise zwei-mann-hoch. Der Aufstieg erfolgte wie bisher ohne Trail und war anstrengend. Erstaunlicherweise folgten uns auch hierher immer noch einige Mücken, wenn auch längst nicht mehr so viele.
Die Granularität des Gerölls lag im Durchschnitt bei über einem Meter Durchmesser, so dass wir uns mit Sprüngen von Felsbrocken zu Felsbrocken bewegten. In etwa 1600m Höhe erreichten wir eine Stelle, auf der wir unseren Umkehrzeitpunkt überschritten hatten und entscheiden mussten, ob wir weitergehen und uns verspäten würden, oder ob wir umkehren. Allerdings würde der Zeitdruck und das schwierige Terrain die Gefahr eines Fehltrittes und möglicherweise eines Unfalls erhöhen.
Somit entschlossen wir uns zur Umkehr, ohne den Gipfelpunkt erreicht zu haben.
Einen Augenblick genossen wir noch den Ausblick, der allerdings durch die eingeschränkte Fernsicht etwas getrübt war. Dennoch war es faszinierend, in dieser Berglandschaft eine rauhe, vollkommen unberührte Natur um sich zu sehen. An einem der Gletscherseen weiter unter würden wir eine Rast einlegen, denn es war schon nach 12:00 Uhr und wir waren recht ausgehungert. An einer passenden Stelle konnten wir unser Picknick abhalten und Wasja kochte uns, wie versprochen einen Tee mit Beigaben von Kräutern, die er unterwegst gesammelt hatte.
Wasja erklärte uns bei dieser Gelegenheit, dass die Einwohner diesen Berg südlich des Passes "Severobaikalskaja Gora" nennen und den Berg gegenüber aber, also nördlich vom Pass nennen sie zu Ehren der Patenstadt für den Severobaikalsker BAM-Abschnitt "Leningradskaja Gora" - aber wie gesagt, dies sind wohl inoffizielle Namen.
Danach machten wir uns an den Abstieg, um pünklich unseren Fahrer wieder zu treffen. Ich kann nur sagen, beim Fortbewegen durch eine solche Landschaft ohne jeglichen Trail wirkt jeder Kilometer, wie 5 km auf einem gangbaren Pfad.
Aus der Ferne wirkte der scheinbar schmale Taigastreifen karg und spärlich. Zudem schienen die wenigen hundert Meter, die er in der Breite maß, eher lächerlich. Doch ist man erstmal in diesem Dickicht gefangen, kann man nur noch durch's Unterholz walzen und dabei die Mücken abwehren, was enorme Anstrengungen abverlangt.
15:00 Uhr: Am Passweg kamen wir ziemlich pünktlich an, aber der Tag sollte damit noch lange nicht zu Ende sein. Zunächst einmal hofften wir, dass unser Fahrer genauso pünktlich am vereinbarten Ort sein würde, wie wir, denn wir waren nicht wirklich erpicht darauf, nach einem so anstrengenden Marsch noch lange am staubigen Wegesrand zu warten.
Als wir aber das Dickicht verließen, konnten wir aufatmen. Der Minibus stand da und wartete. Bevor wir einstiegen, machten wir noch ein Gruppenbild mit Wasja in der Mitte vor unserem Transportmittel. Der Fahrer machte das Foto.
Das umzäunte Gelände im Hintergrund ist ein verlassener Bauhof aus der Zeit, als vor der Fertigstellung des Tunnels die BAM-Baustrecke noch hier über den Pass führte. Im Hintergrund sieht man das Seitental, aus dem wir abgestiegen sind
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Insgesamt waren es etwa 55 km Fahrtstrecke, für die wir 2 Stunden brauchten. Mit dem Fahrer war ein Preis von 250 Rubel pro Stunde vereinbart. Wasja, unser Führer sollte 800 Rubel bekommen (weniger als 30 Euro). Die Fahrt ging praktisch immer parallel zu Streckenführung der BAM-Linie, mal links, mal rechts des Bahndammes und sowohl Straße als auch Bahn verliefen im Tal der Tyja in die Berge hinein. Wann immer die beiden Verkehrswege gezwungen waren, die Tyja zu überqueren, konnte man erkennen, wie solide die BAM-Brücken und wie lausig die Autobrücken waren. Schließlich gelangten wir an eine Stelle, an der mehrere Täler zusammenliefen und somit auch die Tyja mit zwei anderen Flüsschen zusammenfloss.
Bei Goudshekid, einem Ort, an dem es eine heisse Quelle gibt, trennten sich Straße und BAM, welche nun zum Tunnelportal abdrehte. Die Straße aber führte weiter zum Pass, wo wir immer noch den Bahndamm der provisorischen Passführung erkennen konnten. Die Fernsicht war schlecht. Wasja erklärte, es würden überall in der Gegend Waldbrände wüten und somit die Fernsicht beeinträchtigen. Bei Goudshekid konnten wir dann sehen, wie brennende Taiga ausssieht.
Wir verließen die Taiga ziemlich plötzlich, indem wir auf einem Geröllfeld herauskamen. Nach diesem Geröllfeld, welches einen Zwischengrat markierte, folgten nur noch Krüppelkiefern und einzelne Bäume.
Die Geröllbrocken waren teilweise zwei-mann-hoch. Der Aufstieg erfolgte wie bisher ohne Trail und war anstrengend. Erstaunlicherweise folgten uns auch hierher immer noch einige Mücken, wenn auch längst nicht mehr so viele.
Die Granularität des Gerölls lag im Durchschnitt bei über einem Meter Durchmesser, so dass wir uns mit Sprüngen von Felsbrocken zu Felsbrocken bewegten. In etwa 1600m Höhe erreichten wir eine Stelle, auf der wir unseren Umkehrzeitpunkt überschritten hatten und entscheiden mussten, ob wir weitergehen und uns verspäten würden, oder ob wir umkehren. Allerdings würde der Zeitdruck und das schwierige Terrain die Gefahr eines Fehltrittes und möglicherweise eines Unfalls erhöhen.
Einen Augenblick genossen wir noch den Ausblick, der allerdings durch die eingeschränkte Fernsicht etwas getrübt war. Dennoch war es faszinierend, in dieser Berglandschaft eine rauhe, vollkommen unberührte Natur um sich zu sehen. An einem der Gletscherseen weiter unter würden wir eine Rast einlegen, denn es war schon nach 12:00 Uhr und wir waren recht ausgehungert. An einer passenden Stelle konnten wir unser Picknick abhalten und Wasja kochte uns, wie versprochen einen Tee mit Beigaben von Kräutern, die er unterwegst gesammelt hatte.
Danach machten wir uns an den Abstieg, um pünklich unseren Fahrer wieder zu treffen. Ich kann nur sagen, beim Fortbewegen durch eine solche Landschaft ohne jeglichen Trail wirkt jeder Kilometer, wie 5 km auf einem gangbaren Pfad.
15:00 Uhr: Am Passweg kamen wir ziemlich pünktlich an, aber der Tag sollte damit noch lange nicht zu Ende sein. Zunächst einmal hofften wir, dass unser Fahrer genauso pünktlich am vereinbarten Ort sein würde, wie wir, denn wir waren nicht wirklich erpicht darauf, nach einem so anstrengenden Marsch noch lange am staubigen Wegesrand zu warten.
Als wir aber das Dickicht verließen, konnten wir aufatmen. Der Minibus stand da und wartete. Bevor wir einstiegen, machten wir noch ein Gruppenbild mit Wasja in der Mitte vor unserem Transportmittel. Der Fahrer machte das Foto.
Das umzäunte Gelände im Hintergrund ist ein verlassener Bauhof aus der Zeit, als vor der Fertigstellung des Tunnels die BAM-Baustrecke noch hier über den Pass führte. Im Hintergrund sieht man das Seitental, aus dem wir abgestiegen sind