Ecopatrol Tag 3 - es geht durch Moor
4.8.2005 7:00 Uhr: Ich werde darauf verzichten, das morgentliche Aufsteh- und Frühstücksritual zu beschreiben. Es war das selbe, wie am Tag zuvor
Das Wetter war an diesem Tag genauso zu erwarten, wie die Tage zuvor: heiß und hochsommerlich. Dennoch hatte sich etwas verändert. Der frische Wind von West, der bereits vorgestern abend eingesetzt hatte und am Vortage über längere Zeit vom offenen Baikal geblasen hatte, führte zu einem kompletten Austausch der oberen, erwärmten Wasserschicht in der Ajaja-Bucht. Mit anderen Worten, das Wasser war extrem kalt geworden - unter 10 Grad. Wenn man bedenkt, dass das Tiefenwasser des Baikals ganzjährig 4°C beträgt, ist dies kein Wunder. Wolodja begründete das Phänomen aber eher mit einer sibirischen Bauernregel, dem Iljin-djen (Tag des Ilja) am 2.August, an dem in Sibirien der Sommer dem Herbst weicht. Nun, vorerst galt dies nur für das Wasser des Baikal und auch die Nächte wurden empfindlich kalt.
Heute war das dritte Viertel des Weges zu bearbeiten. Wobei der Schwerpunkt auf einem sumpfigen Abschnitt von mehreren hundert Metern lag, durch welchen wir Knüppeldämme legen sollten. Die Aufgabe war anspruchsvoll - harte Arbeit und zudem war der Abschnitt auch tagsüber ein Mücken-Eldorado. Wolodja war allerdings der Meinung, dass die Jugend damit schon klarkommen würde und forderte mich auf, eine Begehung der Abschnitte für den morgigen Tag vorzunehmen. Sein Gewehr hatte er wieder dabei und so stiefelten wir los.
Eine Stunde später erblickte ich zum ersten Mal den Frolichasee. Allerdings war dies nur eine Art Haff am Auslauf des Sees, der durch eine schmale kanalartige Verbindung aus dem eigentlichen Frolichasee mit Wasser gespeist wurde. Wolodja lief unweit des Ufers in nördlicher Richtung, wo sich der Ablauf des Sees, die untere Frolicha (engl. Frolikha creek) befinden musste. Der Weg hier war total verwildert, praktisch nicht mehr vorhanden. Nicht nur Erlengestrüpp und Krüppelkiefern (Slanets), sondern auch umgestürzte Bäume versperrten immer wieder den Weg. Wir schlugen uns zwar durch, aber für Wanderer mit Trekkingrucksäcken wäre dies fast unmöglich. Allerdings lag unser Ziel keinen Kilometer weit - eine Jagd- und Winterhütte.
Dieses lauschige Plätzchen lag zwanzig Meter vom Wasser entfernt an der Uferböschung. Es lag gut versteckt unter Bäumen und konnte vom Wasser her kaum wahr genommen werden. Hier eröffnete Wolodja mir, dass wir mit unserer Arbeit fertig seien, wenn wir den Weg bis hierher frei gemacht haben. Vielleicht noch mal eine Müllsammelaktion am Strand und dann hätten wir für den Rest der Tage frei. Mir gefiel dieser Ansatz und ich tat dies auch kund. Plötzlich hörten wir Stimmen auf dem See.
Wir spähten über den See und sahen einen Katamaran aus zwei Kajaks, die mit mehreren Stangen verbunden waren und darauf mehrere Personen. Wolodja sagte: "Die kenn ich. Deren Genehmigung für das Reservat ist schon gestern abgelaufen. Die nehm ich mir zur Brust!" Er trat aus dem Dickicht hinaus aufs Ufer und rückte seine Blechmarke (die ihn als Parkranger auswies) zurecht. Dann rief er der Truppe zu, sie sollen zu ihm ans Ufer paddeln. Als sie nicht gleich reagierten, wurde er richtig laut und brüllte, er würde nicht empfehlen, sich mit ihm anzulegen. Nachdem sie herangepaddelt waren, wurde sein Ton kaum versöhnlicher. Sie sagten, einer von ihnen sei etwas erkrankt, deshalb wären sie noch nicht zurückgekommen. Aber das tat er als Ausrede ab und setzte ihnen ein Ultimatum, bis zum Abend zur Ajajabucht hinunter zu kommen, ansonsten würde er sie wegen illegalen Betretens des Naturreservates anzeigen (was eine empfindliche Geldstrafe zur Folge hätte). Sie versprachen schließlich kleinlaut, zu kommen.
Wir ließen uns dann noch vor der Jagdhütte nieder und ich ließ mich von Wolodja in Trappermanier fotografieren, indem ich mich mit seinem Gewehr in Pose gesetzt hatte. Er plauderte noch ein wenig mit mir und sagte, dass er das Gewehr eigentlich weniger wegen wilder Tiere dabei hat, sondern eher wegen der Leute. Mit dem Gewehr würde man einfach viel stärker als Respektsperson angesehen werden. Mich befremdete diese Antwort anfangs zwar, aber dann dachte ich an die Geschichte von den zwei getöteten Wildhütern auf der Halbinsel Jarki und gestand ihm zu, es wohl so gemeint zu haben, dass es ihm auch Sicherheit vor Wilderern geben könnte.
Wir gingen schließlich zurück und ich stieß zu meinen mückengeplagten Volonteuren. Wolodja ging weiter zur Bucht und ich blieb bis zum Ende des Arbeitstages gegen 15:00 Uhr bei ihnen und arbeitete mit.
Je weiter unser Arbeitsabschnitt vom Camp entfernt war, umso weiter hatten wir zu laufen. Daher entschlossen wir uns, das Werkzeug im Wald zu verstecken und liefen dann ins Camp, wo sich unserer Freizeit wieder ähnlich dem Vortage gestaltete. Doch es gab auch etwas vorzubereiten, nämlich Olivers 25. Geburtstag, zu dem wir ihn am nächsten Tag überraschen wollten.
Das Wetter war an diesem Tag genauso zu erwarten, wie die Tage zuvor: heiß und hochsommerlich. Dennoch hatte sich etwas verändert. Der frische Wind von West, der bereits vorgestern abend eingesetzt hatte und am Vortage über längere Zeit vom offenen Baikal geblasen hatte, führte zu einem kompletten Austausch der oberen, erwärmten Wasserschicht in der Ajaja-Bucht. Mit anderen Worten, das Wasser war extrem kalt geworden - unter 10 Grad. Wenn man bedenkt, dass das Tiefenwasser des Baikals ganzjährig 4°C beträgt, ist dies kein Wunder. Wolodja begründete das Phänomen aber eher mit einer sibirischen Bauernregel, dem Iljin-djen (Tag des Ilja) am 2.August, an dem in Sibirien der Sommer dem Herbst weicht. Nun, vorerst galt dies nur für das Wasser des Baikal und auch die Nächte wurden empfindlich kalt.
Heute war das dritte Viertel des Weges zu bearbeiten. Wobei der Schwerpunkt auf einem sumpfigen Abschnitt von mehreren hundert Metern lag, durch welchen wir Knüppeldämme legen sollten. Die Aufgabe war anspruchsvoll - harte Arbeit und zudem war der Abschnitt auch tagsüber ein Mücken-Eldorado. Wolodja war allerdings der Meinung, dass die Jugend damit schon klarkommen würde und forderte mich auf, eine Begehung der Abschnitte für den morgigen Tag vorzunehmen. Sein Gewehr hatte er wieder dabei und so stiefelten wir los.
Dieses lauschige Plätzchen lag zwanzig Meter vom Wasser entfernt an der Uferböschung. Es lag gut versteckt unter Bäumen und konnte vom Wasser her kaum wahr genommen werden. Hier eröffnete Wolodja mir, dass wir mit unserer Arbeit fertig seien, wenn wir den Weg bis hierher frei gemacht haben. Vielleicht noch mal eine Müllsammelaktion am Strand und dann hätten wir für den Rest der Tage frei. Mir gefiel dieser Ansatz und ich tat dies auch kund. Plötzlich hörten wir Stimmen auf dem See.
Wir gingen schließlich zurück und ich stieß zu meinen mückengeplagten Volonteuren. Wolodja ging weiter zur Bucht und ich blieb bis zum Ende des Arbeitstages gegen 15:00 Uhr bei ihnen und arbeitete mit.
Je weiter unser Arbeitsabschnitt vom Camp entfernt war, umso weiter hatten wir zu laufen. Daher entschlossen wir uns, das Werkzeug im Wald zu verstecken und liefen dann ins Camp, wo sich unserer Freizeit wieder ähnlich dem Vortage gestaltete. Doch es gab auch etwas vorzubereiten, nämlich Olivers 25. Geburtstag, zu dem wir ihn am nächsten Tag überraschen wollten.