Click here for English translation of this blog

Fragen zum Reisen an den Baikal? Im Forum "Abenteuer Reise" antworten die Autoren des Blogs.

Ecopatrol Tag 1 - Erster Einsatz

2.8.2005 7:00 Uhr: Regina und ich kriechen aus den Schlafsäcken. Die Sonnenstrahlen brechen schon schräg durch die Bäume, wärmen aber kaum. Aber es wird, wie gestern ein heißer Tag werden.

Die Feuerstelle an unserer Feldküche - die Kocheimer sind gut zu erkennen, von außen gänzlich verrußt.
Die Feuerstelle an unserer Feldküche - die Kocheimer sind gut zu erkennen, von außen gänzlich verrußt.
Nachdem ich in die Klamotten gestiegen bin, gehe ich gleich zur Kochstelle und mache Feuer. Während es sich zu einem ordentlichen Lagerfeuer hochzüngelt, holen wir Wasser - direkt aus dem Baikal - zwei Eimer voll (dreiviertel voll etwa). Nach zehn Minuten hat sich das Feuer voll entfaltet und erwärmt das Wasser in den Eimern. Zeit zum Waschen. Die Zähne putze ich an der Solardusche, weil das Wasser darin lauwarm ist. Den Rest der Katzenwäsche vollziehe ich am Baikalstrand. So, wie es aussieht wird heute auch wieder ein Badetag werden, nach unserem ersten Arbeitseinsatz, so hoffe ich.

Ein Eimer hängt direkt über den Flammen, der andere hängt daneben und wird zumindest teilweise mit beheizt. 15 Liter Wasser zum kochen zu bringen ist eine langwierige Angelegenheit. Nach etwa 30 Minuten brodelt des Wasser im ersten Eimer. Wir hängen ihn etwas nach außen und schieben den anderen Eimer über die Flammen. Im ersten Eimer wird ein Milchbrei aus Milchpulver und irgend einer Zutat - entweder Buchweizen, Weizengrieß, Hirse, oder Haferflocken die sich von Tag zu Tag abwechselten - angerührt. Welche Art Brei es an diesem Morgen war, weiß ich beim besten Willen nicht mehr, aber Milchbrei am Morgen war obligatorisch.

Der zweite Eimer kochte schneller, (wohl weil er schon vorher gut vorgewärmt war, als er noch neben dem anderen hing. Er ist für Tee gedacht. Wir hatten sogar den Luxus, den Teesud in einem extra Topf zu brühen. So konnte jeder die Stärke seines Tees selbst bestimmen, indem er mit einer Kelle einen Teil Sud und einen Teil heißes Wasser in seinen Becher füllen konnte. Wer wollte, konnte sich auch löslichen Kaffee machen. Zunächst jedoch mussten die anderen geweckt werden, wie vereinbart um 8:00 Uhr.

Nun begann noch das Auftischen für zwölf Personen, was relativ schnell ging. Bis aber alle am Tisch waren war es schon etwa 8:30 Uhr. Der Frühstückstisch war immer reichlich gedeckt und recht abwechslungsreich, allerdings deutlich kohlenhydrat-lastig. Neben dem obligatorischen Tee und Brei gab es Brot, Butter, Marmeladen, Streichkäse, Wurstkonserven und jede Menge Kekse und Trockenbackwaren.

Unsere Feldküche am Nachmittag. Die Vorräte waren zum größten Teil in einem Vorratszelt abgestellt, teilweise stand das, was wir gerade benötigten, am Küchenstand. Butter und ähnliches versenkten wir in einem Plastikbeutel in einem Bach in der Nähe.
Unsere Feldküche am Nachmittag. Die Vorräte waren zum größten Teil in einem Vorratszelt abgestellt, teilweise stand das, was wir gerade benötigten, am Küchenstand. Butter und ähnliches versenkten wir in einem Plastikbeutel in einem Bach in der Nähe.
Das Trockenbackwerk war auch die Grundlage unserer Lunchpakete, die wir mit in den Wald nahmen. Dazu gab es anfangs auch noch Obst. Ich nahm zwar täglich meine Multivitamintablette, aber ich glaube, es wäre sicher nicht zu Vitaminmangelerscheinungen gekommen, erstens war es nur ein Zeitraum von 14 Tagen und zweitens wurde das Frischobst später durch Trockenfrüchte ersetzt.

Es war kurz vor neun. Wir waren noch am Frühstücken, da erschien Wladimir (Wolodja) der Ranger. Er grüßte nur flüchtig in die Runde und wandte sich dann an mich und die beiden russischen Jungs. Ich stellte später noch häufiger fest, das er vor allem die Mädchen völlig ignorierte - zumindest die ersten Tage. Er sagte, er wolle eine Begehung machen und den Abschnitt festlegen, den wir heute vom Unterholz freimachen sollten. Er wählte schließlich außer mir noch Jegor aus und machte sich auf den Weg. Uns blieb nur übrig, ihm zu folgen.

Auf den ersten paar hundert Metern war der Weg frei und gut erkennbar. Während wir da entlang gingen erläuterte Wolodja uns, wie er sich die Arbeit vorstellte. Er sprach im übrigen auch recht undeutlich, so dass es mir mitunter schwer viel, ihm zu folgen. Seine Anforderungen wurden mir im Laufe der nächsten Tage klarer, so dass ich sie jetzt strukturiert aufzählen kann:

  • Den Weg nach links und rechts 1 bis 1,5 Meter frei machen von Unterholz, wozu er kleine Birken, Erlen und Krüppelkiefern rechnete.
  • Kleingesträuch, wie Blaubeersträucher stehen lassen
  • Morastlöcher oder Sumpfabschnitte mit dem abgeschnittenen Geäst auffüllen zu Knüppeldämmen.
  • Queräste größerer Bäume oder von kleinen Nadelbäumen, die zu nahe an der Wegschneise standen, bis in 2 Meter Höhe absägen.
  • In Fällen, wo der Weg zu sehr erodiert ist, eine parallele Alternative anlegen und durch Wegemarkierung anzeigen (mit roter Farbe an großen Bäumen).
  • zudem schlug er vor, den Trail in einer Woche fertig zu stellen und den Rest frei zu haben, was natürlich verlockend klang.
Eigentlich war der Trail auch weiter hinten gut begehbar. Aber mit hohen Trekkingrucksäcken und bei feuchter Witterung (wo das Gestrüpp einen sofort durchnässen lässt) wäre das Durchkommen schon schwieriger. Wolodja führte uns bis zum Ende des Abschnittes, welchen wir als Tagespensum schaffen sollten. Dann liefen wir zurück und riefen die anderen zum Aufbruch.
Bis auf den Küchendienst, der zurück blieb, bewaffneten sich alle mit Äxten, Sägen und Astscheren und zogen los. Wie abgesprochen, begannen wir mit der Arbeit auf dem ersten Abschnitt. Wolodja lief und arbeitete Anfangs mit uns zusammen und nörgelte ab und zu über die Arbeitsweise des einen oder anderen. Aber ziemlich bald verzog er sich, vermutlich zur Rangerhütte an der Ajaja-Bucht und blieb bis zum nächsten Morgen für uns unsichtbar.