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Abreise aus Irkutsk

19.08.05 8:00 Uhr: Wieder haben wir eine komfortable Nacht verbracht. Heute geht unser Zug nach Moskau. Er geht nach Moskauer Zeit am späten Vormittag, aber wir kennen das schon. Nach Ortszeit ist dies natürlich erst am Nachmittag. Dennoch hatten wir die Hotelmanagerin gebeten, dies nochmals zu erkunden. Nach einem Telefonat mit dem Bahnhof bestätigte sie dies.

Kleine Reparaturen an einer Sandale und einem Rucksack für ein paar Rubel bei einem chinesischen Flickschuster.
Kleine Reparaturen an einer Sandale und einem Rucksack für ein paar Rubel bei einem chinesischen Flickschuster.
Die späteste Zeit zum Aus-checken für das Hotel war 12:00 Uhr. Wir waren aber schon früher soweit - schon deshalb, weil das Frühstücksbuffet früher schloss. In der Lobby standen jede Menge Koffer. Eine Touristengruppe aus Hamburg sei eingetroffen, sagte man uns. Auch wenn wir noch jede Menge Zeit hatten, beschlossen wir, in die Stadt zu fahren. Die großen Rucksäcke würden wir schon irgendwie mitschleppen.

Mit der Straßenbahn war das alles kein Problem. Wie schon erwähnt zahlten wir 5 Rubel pro Nase und pro Rucksack - Peenuts. Wir stiegen wieder beim Rynok aus mit dem Vorsatz, ein Plätzchen zu suchen, wo man im Schatten sitzen konnte und immer jemand bei den Rucksäcken aufpasst, wären ein Teil der Truppe sich zeitweilig entfernen konnte.

Auf der Suche nach einer schattigen Bank kamen wir an verschiedenen Straßenhändlern vorbei, darunter viele Chinesen. Es waren auch Flickschuster dabei, die ihre Dienste direkt auf dem Bürgersteig anboten. Da kam uns die Idee, einige Sachen in Ordnung bringen zu lassen, ein abgerissener Sandalenriemen und ein Kompressionsgurt an einem der Rucksäcke, der kurz davor war, vollends auszureißen. Der Schuster erledigte das schnell und zuverlässig und verlangte sehr wenig, ich glaube 5 Rubel für den Rucksack und 20 Rubel für die Sandale.

Wir stiegen in die Straßenbahnlinie 1 und fuhren direkt vor's Bahnhofsgebäude.Wir stiegen in die Straßenbahnlinie 1 und fuhren direkt vor's Bahnhofsgebäude.Der Warteraum war durchaus angenehm, wenn auch gut besucht.Der Warteraum war durchaus angenehm, wenn auch gut besucht.An den Kiosken am Bahnhofsvorplatz deckten wir uns noch mit Reiseproviant ein.
An den Kiosken am Bahnhofsvorplatz deckten wir uns noch mit Reiseproviant ein.
Auf der Rückseite des großen Handelsgebäudes fanden wir dann auch eine Bank, die halbwegs im Schatten war und ließen uns nieder. Man saß dort ganz gut, nur wurde man ständig von Bettlern angesprochen. Die Jungs machten sich als ersten auf zum Internetcafe, wo sie recht lange blieben.

Ich stellte fest, dass die Bettler nach einer bestimmten Zeit wiederkehrten, als würden sie regelmäßige Runden machen. Aber nachdem ich einigen was gab, bemerkte ich auch, dass sie mich bei ihren wiederholten Rundgängen nicht mehr ansprachen, sondern nur noch auf andere Leute zugingen.

Nachdem die Jungs zurück waren, machten Regina und ich eine kleine Runde und brachten von irgendwelchen Ständen Getränke und heisse Tschebureki (Teigtaschen mit Fleisch) mit. Sie waren echt lecker und sagten allen zu. Außerdem kaufte Regina noch irgend ein Kraut, was als Tee gekocht wohltuend und heilend sein sollte.

Irgendwann entschlossen wir uns, zum Bahnhof zu fahren und den Rest der Zeit dort zu warten. Wir stiegen in die Straßenbahnlinie 1 und fuhren direkt vor's Bahnhofsgebäude. Die Sonne hatte den Zenit zwar schon überschritten, aber der Nachmittag war erst richtig drückend geworden. So gingen wir zuerst in den Schatten des Bahnsteiges 1. Dort wurden wir aber von Milizionären freundlich, aber bestimmt aufgefordert, wieder zu gehen. Der Aufenthalt auf den Bahnsteigen sei nur vor der Einfahrt des Zuges und während des Halts statthaft. Man habe im Bahnhofsgebäude Warteräume. Also begaben wir uns in einen solchen. Bis zur Zugabfahrt waren es noch etwa 2 Stunden.

Der Warteraum war durchaus angenehm, wenn auch gut besucht. Man musste nur ab und zu in eine andere Halle laufen, um zu sehen, ob der Bahnsteig unseres Zuges schon ausgeschrieben war. Diese werden in Russland üblicherweise erst kurz vor Einfahrt oder Bereitstellung der Züge bekanntgegeben.

An den Kiosken am Bahnhofsvorplatz deckten wir uns noch mit Reiseproviant ein. Eigentlich keine zwingende Notwendigkeit, da man sich während der Fahrt immer verpflegen kann, auf vielfältigste Weise. Aber bei Getränken sollte man bei der Hitze schon einen Vorrat haben.

Irgendwann wars soweit. Der Zug wurde angekündigt und der Bahnsteig bekanntgegeben. Die Massen setzten sich in Bewegung. Es war der Zug Nr. 339-340 Tschita-Moskau. Wir waren doppelt gespannt - einmal, ob man in einem Zug mit so hoher Nummer (wo ausländische Touristen viel seltener mitfahren) unser Eurodomino-Ticket anstandslos akzeptieren wird und zum Zweiten, wie wir platziert werden, da auf unseren Tickets keine festen Plätze angegeben waren (siehe auch Beitrag zum Ticket-Kauf).

Aber es lief alles problemlos, wenn gleich auch hier wieder unsere Tickets Neugier und Fragen aufwarfen und zwischen den Prowodnitsas herumgereicht wurden. Mit den Plätzen hatten wir das Pech, auf zwei verschiedene Abteile aufgeteilt zu werden, was sich aber im Nachhinein nicht als so schlimm herausstellte. Wir waren mit Regina in einem Abteil, wo bereits eine ältere Dame und eine Studentin im Gothic-Look waren. Johannes und Matze kamen in ein Abteil mit einem jungen blonden Mädchen und einem anfänglich etwas brummeligen Bisnesmen (businessman). Man hatte den Eindruck, er hatte Hoffnung auf einen romantischen Abend allein mit der Blondine im Abteil. Aber er taute irgendwann auch auf. Gewohnheitsgemäß merken wir kaum, wie der Zug sich in Bewegung setzte, während wir damit beschäftigt waren, uns einzurichten.

So rollten wir wieder mal in den Abend und irgendwann in die Nacht, diesmal der untergehenden Sonne hinterher. Wir machten es uns recht bald bequem und unterhielten uns noch ein wenig mit unseren Mitreisenden, während Johannes und Matthias noch mal zum Speisewagen tigerten um Bier zu holen: Durch insgesamt 35 Schiebetüren, die sie gezählt hatten.