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Ecopatrol Tag 6 - Der geheime Freund

7.8.05: Wieder ein freier Tag. Einige wollten auch heute eine kleine Wanderung machen. Allerdings gab es nur einen Trail - den zum Frolicha-See. Alle anderen Ziele würden quer durch die Taiga führen und sei es einfach nur der nächste Berggipfel. Andrej hatte so etwas in der Art vor. Sogar am Ufer entlang wäre eine Wanderung nicht minder beschwehrlich, denn nur in der inneren Kehle der Ajaja-Bucht gab es einen Sandstrand. Weiter an den Flanken gab es nur noch felsige Gestade und schwer begehbares Geröll.

Jegor, Helmut und Oliver machen Feuerholz.Jegor, Helmut und Oliver machen Feuerholz.Andrej, Ljuba und Franziska bei Karten- und anderen Spielen.
Andrej, Ljuba und Franziska bei Karten- und anderen Spielen.
Die meisten würden sich heute wohl ihrem geheimen Freund widmen. Da werde ich allerdings erst einmal erklären müssen, was es mit dem heimlichen Freund auf sich hat. Am Tag 1 hatten wir am Abend noch verschiedene Kennenlernspiele gespielt. Initiator des Ganzen war Ljuba, die als Dolmetscherin auch für die "kulturelle Ausgestaltung" der Camp-Freizeit zuständig war. Auch wenn diese Spiele für uns Ältere auch etwas nervig waren, so hatten sie zumindest den Sinn, einander in der Gruppe etwas näher zu kommen und locker zu werden. Dabei wurden auch Spiele gespielt, die das Merken der Namen fördern sollten, wie zum Beispiel folgendes: Es wurden zwei Gruppen gebildet, die von zwei Spielmeistern durch eine hochgehaltene Decke (als Sichtschutz) von einander getrennt wurden. Dann hockte sich aus jeder Gruppe einer vorn an der Decke hin und die Spielmeister senkten dann blitzartig die Decke. Sobald man sehen konnte, wer da hockt, versuchten die Spieler der jeweiligen Gegenseite, den Namen des Hockenden zu schreien. Wer schneller war, hatte den Punkt.

Neben diesen und anderen albernen Spielen bereitete Ljuba Lose mit den Namen aller Campteilnehmer vor, mischte sie und ließ jeden aus der Runde ein Los ziehen. Nachdem sie sich versichern ließ, dass niemand sich selbst gezogen hat, erklärte sie: Ihr habt nun jeder einen geheimen Freund per Los gezogen. Ihr müsst ihm nun im Laufe des Camps versuchen, kleine Gefälligkeiten und Überraschungen zu bereiten, ohne das der jenige merkt, von wem das kommt. Am Ende unserer Camp-Zeit werden wir dann versuchen, zu erraten, wer wohl unser geheimer Verehrer sein könnte. Oha! Heute war wohl am ehesten der Tag, an dem man ein kleines Geschenk basteln konnte.

Der Kutter, mit dem Oleg und seine Tochter Oksana wieder abreisten. Im Vordergrung das Motorboot der Rangerstation. Auf dem Boot sitzend Wolodja, der Ranger, neben ihm mit dem Rücken zur Kamera der Parkwächter und rechts daneben der Guide (Wanderführer) einer Gruppe Tagesbesucher.
Der Kutter, mit dem Oleg und seine Tochter Oksana wieder abreisten. Im Vordergrung das Motorboot der Rangerstation. Auf dem Boot sitzend Wolodja, der Ranger, neben ihm mit dem Rücken zur Kamera der Parkwächter und rechts daneben der Guide (Wanderführer) einer Gruppe Tagesbesucher.
Seinen markanten Schrei haben wir fast täglich hören können. Auf einer abgestorbenen Lärche an der Ajaja-Bucht hat er seinen Posten bezogen, ein Zedernhäher.
Seinen markanten Schrei haben wir fast täglich hören können. Auf einer abgestorbenen Lärche an der Ajaja-Bucht hat er seinen Posten bezogen, ein Zedernhäher.
Dieser prächtige Bursche hier wird von den Einheimischen
Dieser prächtige Bursche hier wird von den Einheimischen "Strigun" genannt, was soviel, wie "Haarschneider" bedeutet. Haare schneidet er zwar nicht wirklich, aber er landet gern mal auf menschlichen Köpfen und kann sich daher auch im Haar verfangen (wenn es lang genug ist). Daher wird er vor allem von den Mädchen gefürchtet.
Aber auch anderen kurzweiligen Beschäftigungen wurde nachgegangen, wie Kartenspiel, Baden, Lesen oder manch eine persönliche Pflegemaßnahme, die man hier sonst nicht täglich machen würde, wie Rasieren und Haare waschen, oder einfach nur die Sachen in Ordnung bringen und Wäsche waschen.

Ich hatte als geheimen Freund Regina gezogen und versuchte nun, eine kleines Boot aus Rinde zu basteln, welches ich noch auf verschiedene Weise dekorieren und "Jacht Ajaja" taufen wollte.

Irgendwann am Abend zuvor ist auch Oleg mit seiner Tochter wieder aufgetaucht. Sie hatten einige Tage zu zweit am Frolicha-See verbracht und wollten heute wieder mit dem Kutter zurück nach Sewerobaikalsk. Er hatte einige beeindruckende Bilder gemacht, die er uns auf dem Display seiner Digitalkamera zeigte. Darunter waren auch Bilder von frischen Bärenspuren am Strand des Sees.

Wir hatten uns auch daran gewöhnt, dass praktisch täglich Boote mit Tagesbesuchern kamen, die den Wanderweg zum See hochgingen, nach einigen Stunden wieder in der Bucht auftauchten und schließlich wieder mit dem Boot wegfuhren. Das relativierte die Abgeschiedenheit zwar, aber genau dafür haben wir diesen Wanderweg letztlich angelegt. Die meisten dieser Ausflügler kamen vom Sanatorium bei den heissen Quellen von Chakusy, aber auch privat gecharterte Boote tauchten manchmal auf.

Nachdem der Kutter nach Sewerebaikalsk ausgelaufen war und das Boot der Parkranger wieder zu deren versteckter Blockhütte gefahren ist, wurde es wieder still in der Bucht. Wolodja hatte uns noch die Aufgabe für morgen verklickert: Wir sollten eine Müllsammelaktion am Strand der Ajaja durchführen. Danach hätte er keine Aufgaben mehr für uns.