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Baikal-Epilog: Abschied in Saretschnoje

16.08.05 8:00 Uhr: Eine weitere erholsame Nacht in Saschas weichen Betten liegt hinter uns. Das Frühstück - etwas variiert, aber ähnlich wie das Gestrige war wieder schmackhaft und reichlich, so dass man sich fast wieder hinlegen wollte, so satt war man danach. Aber letztlich blieben alle konsequent bei ihren Plänen, wieder nach Sewerobaikalsk zu fahren und den Tag dort irgendwie zu verbringen.

Da heute unser letzter Abend sein würde, planten wir eine kleine Abschiedsfeier in Saschas Haus, wozu wir die russischen Freunde einluden. Bis auf Nadja, die ja bereits nach Irkutsk abgereist war, würden alle kommen. Sascha und Nadja (die Wirtin) schlugen vor, Plow zu machen - dass würde für eine große Truppe wie wir genau das Richtige sein. Es gab aber auch einen anderen Anlass zum Feiern - Franziskas Geburtstag. Sie nahm diese Gelegenheit war, den Anteil der Kosten an der Feier für die russischen Freunde zu übernehmen und den Wein zu spendieren. So würde am Abend also ein Geburtstag und ein Abschied zu feiern sein.

Matze und Johannes waren wieder ausgiebig im Internetcafe und trafen sich später noch mit Ljuba. Mit ihr und mit Franziska gingen sie auch zum Stadtstrand. Die Gruppe um Oliver, Helmut und dessen neue Reisegefährten hatten ähnliches unternommen. Aber alle trudelten beizeiten wieder in Saschas Pension "Sadko" in Saretschnoje ein.

Kasim bereitet den Plow traditionell usbekisch auf offenem Feuer zu.Kasim bereitet den Plow traditionell usbekisch auf offenem Feuer zu.Blick in Saschas Garten - In dem hübschen Pavillon steht Matze.Blick in Saschas Garten - In dem hübschen Pavillon steht Matze.Blick auf die Loggia, in der Oliver, Helmut und Florian (einer von Helmuts neuen Eurasia-Mitreisenden) wohnten.
Blick auf die Loggia, in der Oliver, Helmut und Florian (einer von Helmuts neuen Eurasia-Mitreisenden) wohnten.
Dort stellte Sascha uns Kasim vor, einen Freund des Hauses, der aus Usbekistan stammte und wie uns Sascha offenbarte, den Plow (in anderen Turksprachen auch Pilaw genannt) auf traditionelle usbekische Art bereiten würde. Die Vorbereitungen dazu liefen bereits. Dazu hatten sie im Hof ein offenes Feuer gemacht und es mit ein paar Ziegeln eingefasst. Darauf platzierte Kasim eine große, gusseiserne, wok-ähnliche Pfanne, die er Kassam nannte. Als erstes briet er in etwa einem Liter Pflanzenöl geschnittene Zwiebeln aus, die er danach wieder rausnahm und entsorgte. Dies sei nur zum aromatisieren des Öls, erklärte er. Dann gab er verschiedene Zutaten (Fleisch, Gemüse) hinzu und würzte und briet sie. Schließlich kamen Reis und Wasser hinzu.

Die Prozedur der Zubereitung währte recht lange und Sascha kredenzte zwischenzeitlich immer mal einen Wodka - auch für Matze und Johannes, so dass ich irgendwann mal sagte, es reicht für die beiden. Johannes legte sich schließlich bis zum Abendbrot noch etwas aufs Ohr.

Da war noch eine Sache mit den Tickets für die Kometa (das Tragflächenboot nach Irkutsk), welche am nächsten Morgen gehen würde. Um sicherzustellen, dass wir Plätze bekommen, haben wir in Irkutsk auf Olivers Namen die Tickets kaufen lassen. Dies wurde vom Hotel, welches Oliver in Irkutsk gebucht hatte, gegen einen Aufpreis organisiert. Diese Tickets wurden dem Kapitän übergeben und sollten uns direkt am Pier ausgehändigt werden. Evgenij Aleksandrowitsch Mariasow meinte jedoch, dass am Morgen am Pier im Sewerobaikalsk der Teufel los sei und es besser sei, die Tickets bereits am Abend entgegen zu nehmen, wenn die Kometa von Irkutsk kommend in Nishneangarsk angelegt hat, wo sie über Nacht liegen würde. Dazu wollte er mich am Abend mit dem Auto abholen, um (die ca. 25 km) nach Nishneangarsk zu fahren.

Doch erst einmal begann unsere Feier. Die russischen Freunde trudelten ein. Und bald fanden sich alle in Saschas Wohnzimmer wieder, wo der Plow serviert wurde. Wir feierten ausgelassen. Aber ich musste schließlich vorzeitig weg, um mit Mariasow wegen der Kometa-Tickets nach Nishneangarsk zu fahren.

Abschlussfeier in Saschas plüschig-gemütlichen Wohnzimmer. Leider musste ich die Feier vorzeitig verlassen, um mit Mariasow wegen der Kometa-Tickets nach Nishneangarsk zu fahren.
Abschlussfeier in Saschas plüschig-gemütlichen Wohnzimmer. Leider musste ich die Feier vorzeitig verlassen, um mit Mariasow wegen der Kometa-Tickets nach Nishneangarsk zu fahren.
Mariasow fuhr einen älteren Lada. Von Saretschnoje ging es erstmal nach Sewerobaikalsk, wo er tankte. Dann fuhren wir weiter nach Nishneangarsk. Es dämmerte bereits. In Nishneangarsk fuhr er direkt ans Pier. Von dort kommend begegneten uns einige Männer. "Da ist der Kapitän, ich erkenne ihn" sagte Mariasow, bremste und sprach ihn an. Der sagte uns, wir mögen zum Schiff gehen und uns an den Steward wenden, er hätte Tickets, die ihnen in Irkutsk übergeben worden seien. Also fuhren wir bis ans Ende des Piers, wo die Kometa lag und gingen zögerlich an Bord. Dort wischte gerade eine Frau den Fussboden und ein Mann wirtschaftete herum. Wir sprachen sie an und erklärten unser Anliegen, während er mit skeptischem Blick zuhörte. Als ich schließlich Oliver Nachnamen nannte, hellte sich sich Blick auf. "Ah, genau der Name steht auf dem Umschlag - hier ist er". Damit übergab er mir die Tickets.

Nachdem wir das Schiff wieder verlassen hatten, trat Evgenij Aleksandrowitsch nachdenklich an die andere Seite der Mole, wo ein ordentlicher Wellengang vom offenen Baikal her anstürmte. "Hoffentlich verstärkt sich das nicht", sagte er, "lass uns zum Baikal beten...". Damit wandte er sich stumm zum offenen Baikal und verharrte ein, zwei Minuten. Dann kramte er in der Tasche und warf eine kleine Münze in die Wellen. Ich tat es ihm gleich. Er nickte und wir gingen zum Auto. Der Rückweg verlief bereits in völliger Dunkelheit und als er mich in Saretschnoje absetzte, war unsere Feier gerade auch zu Ende gegangen. Da wir am nächsten Morgen früh raus mussten begaben wir uns zu Bett. Die Rucksäcke waren bereits gepackt.

Sascha und Kasim allerdings machten sich noch einen ausgelassenen Abend in der Banja und tranken dabei ordentlich Wodka.