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Ecopatrol Tag 12 - verdammter Jermak

13.08.05 5:30 Uhr: Regina und ich sind im Begriff, aufzustehen und die Lage zu peilen, da ertönt vom Wasser her ein Nebelhorn. Es kommt mir bekannt vor. Der Kutter namens "Jermak" - genau der mit dem merkwürdigen Skipper - kündigt auf diese Weise stehts sein Auslaufen oder Einlaufen an. Ich laufe ein Stück in Richtung Bucht, bis ich einen Blick aufs Wasser bekomme und tatsächlich, der Jermak läuft das Ufer an. Schnell laufe ich zum Camp zurück und rufe: "Das Schiff läuft ein! Allemann aufstehen und packen!" Dann laufe ich wieder zum Ufer, um zu klären, ob es wirklich unser Boot ist.

Es ist unser Boot. Nachdem es angelandet ist und den Laufsteg ausgelegt hat, spreche ich den Skipper darauf an. Es bestätigt sich, dass es uns abholen soll. Dennoch habe ich wieder Kommunikationsprobleme mit diesem Typen. Er faselt einfach dummes Zeug und geht auf meine Frage nicht ein. Ich merke auch, dass er nach Alkohol stinkt.

Ich: "Seid ihr das Boot für die GBT-Volunteure?"
Skipper:"Wollt ihr Volunteure diesmal zahlen?"
Ich: "Wieso zahlen? Der Transport ist bestellt und soweit ich weiß, bezahlt der GBT in Sewerobaikalsk dafür."
Skipper:"Also wollt ihr nicht zahlen?!"
Ich: "Wie gesagt, kläre die Bezahlung mit Aljona?"
Der Skipper ließ von dem Thema jedoch einfach nicht ab und ich wurde missmutig und sagte: "Entweder seid ihr für uns gechartert oder nicht! Wenn Du soweit bist, mir eine klare Antwort zu geben, findest Du mich in unserem Camp!". Ich machte mich daraufhin auf, dass Boot zu verlassen.
Nun rief er mir hinterher: "Heh warte, wir fahren zu den Sludjanka Seen!" Da fühlte ich mich vollends auf den Arm genommen und stapfte wütend mit den Worten davon:
"Du machst wohl Witze! Wenn Du wieder klar denken kannst, komm zum Camp und sag Bescheid!".

Leider wahr dies wohl ein großes Missverständnis. Die Fahrt sollte tatsächlich zu den Sludjanka-Seen (am gegenüberliegenden Ufer des Baikal) gehen. Es sollte wohl eine Überraschung von Aljona sein, weil wir einen Tag früher von der Ajaja-Bucht zurückfahren sollten. Das konnte ich natürlich nicht wissen und nach dem hässlichen Disput mit dem Skipper dachte ich einfach, der verarscht mich.

Im Camp trieb ich dann den Abbau und das Packen voran, was man vom Ufer aus wegen des Unterholzes nicht sehen konnte. Es war ein feuchter und trüber Morgen und in der Nacht hatte es geregnet. Es war also recht widrig für einen schnellen Campabbau.

Der Skipper war wohl zu stolz, um ins Camp zu kommen und ich war zu stolz um zum Ufer zu gehen. Nach zirka 45 Minuten bat ich Nadja und Tanja, zum Boot zu gehen und dem Skipper mitzuteilen, dass das Camp nun weitestgehend abgebaut sei und wir in einer Viertelstunde bereit seien, an Bord zu kommen. Die Mädchen gingen los, doch in diesem Augenblick ertönte das Nebelhorn. Kurz darauf kamen sie zurück und sagten, dass das Boot bereits ausläuft. Verdammter Jermak! Später würde er erzählen, er habe anderthalb Stunden vergeblich gewartet und sei dann ohne uns gefahren.

Uns blieb an diesem Tag nur der Blick hinaus auf die verlassene Ajaja-Bucht bei verhangenem Himmel. Unser Blick haftete an der 4,6 km entfernten Landzunge um ein Boot zu entdecken, welches zum Vorschein käme und Kurs aufs Ufer nehmen würde.Uns blieb an diesem Tag nur der Blick hinaus auf die verlassene Ajaja-Bucht bei verhangenem Himmel. Unser Blick haftete an der 4,6 km entfernten Landzunge um ein Boot zu entdecken, welches zum Vorschein käme und Kurs aufs Ufer nehmen würde.Wie belämmert liefen wir am Strand herum und waren ratlos. Die Rückfahrt war nun ins Ungewisse gerückt.Wie belämmert liefen wir am Strand herum und waren ratlos. Die Rückfahrt war nun ins Ungewisse gerückt.Als immer klarer wurde, dass sich die Überfahrt heute erledigt hatte, richteten wir das Lager nochmal ein, allerdings auf Abruf - die meisten Sachen blieben gepackt.
Als immer klarer wurde, dass sich die Überfahrt heute erledigt hatte, richteten wir das Lager nochmal ein, allerdings auf Abruf - die meisten Sachen blieben gepackt.
Wir saßen also wieder fest. Der einzige Trost war, das wir eh einen Tag zu früh mit der Rückfahrt waren. Das Wetter widerum war trüb und kalt. Dies würde wohl ein Frusttag werden.

Wie belämmert liefen wir am Strand herum und waren ratlos. Die Rückfahrt war nun ins Ungewisse gerückt. Uns blieb an diesem Tag nur der Anblick des unwirtlichen Sees mit Sicht hinaus auf die verlassene Ajaja-Bucht bei verhangenem Himmel. Unser Blick haftete an der 4,6 km entfernten Landzunge um ein Boot zu entdecken, welches zum Vorschein käme und Kurs aufs Ufer nehmen würde.

Zumindest konnten wir nun doch richtig Frühstück machen und wie gewohnt Tee und Kascha kochen - wenigstens was!

Als immer klarer wurde, dass sich die Überfahrt heute erledigt hatte, richteten wir das Lager nochmal ein, allerdings auf Abruf - die meisten Sachen blieben gepackt.

Die Irkutsker Truppe, welche in der Nähe kampierte, war nun auch beim Frühstücken. Der Großteil von ihnen wollte heute zum Frolichasee wandern. Sie brachen recht bald auf und ließen drei ihrer Leute am Camp zurück, zwei von ihnen waren die Kinder von älteren Gruppenmitgliedern - echte Stadt-Teenager, die keine Lust zum Wandern hatten.

So verging dieser Tag. Die Wanderer kehrten zum Abend wieder ins Camp zurück und ein Schiff lief in die Bucht ein. Es war ein Kutter der Jaroslawets-Klasse, welches zum Minikreuzfahrtschiff umgebaut war. Es war von einer Gruppe um einen französischen Geschäftsmann gechartert worden. Dieser war, wie seine Leute berichteten, wohl auf einen Tagesmarsch von Chakusy zur Ajaja aufgebrochen und wollte hier wieder an Bord gehen. Nun lag das Boot hier vor Anker und wartete auf ihn.

Natürlich zogen wir es in Betracht, mit diesem Schiff mitzukommen. Es sollte am nächsten Morgen auslaufen und der Parkwächter sagte, er habe mit denen gesprochen. Es sei grundsätzlich möglich.

In der Abenddämmerung bekamen wir weiteren Zulauf. Ein winziger Punkt tauchte auf dem Wasser auf. Ein aufblasbarer Kajak mit zwei Personen. Nach einer ewigen Stunde (Die Ajaja-Bucht hat eine Länge von etwa 4,6 km) kamen sie erschöpft am Ufer an. Es war ebenfalls ein Franzose und sein Scout, eine SchTEO-Guide aus Sewerobaikalsk. Der Guide kannte Jegor und Andrej und der Franzose schloss sich unserer geselligen Runde an, die Dank des Gitarrenspiels der Irkutsker in Gang gekommen ist. Abgesehen von der Ungewissheit im Bezug auf die Rückfahrt war es ein schöner Abend und wir hatten das Gefühl, dass es uns eigentlich gar nicht wegzog von hier.